Die läuferin – mehr bewegung geht nicht!

Titelfoto zum Artikel "Die 10 grössten Fehler beim Muskelaufbau".

Foto: projectphoto.ch

Dem bekannten englischen Schriftsteller Charles Dickens (1812-1870) wird nachgesagt, er habe täglich fünf Stunden gearbeitet und sei anschliessend drei Stunden spazieren gegangen. Auf diesen Spaziergängen liess er sich inspirieren.
Ganz ähnlich äussert sich Joelle Vaucher: «Für mich ist das Laufen wie eine Meditation, ich tauche in meine eigene Welt ab. Meine Kreativität wird angespornt, ich konzentriere mich ganz auf mich, bereite gedanklich meine Unterrichtslektionen vor oder denke über die Welt und die sich stellenden Herausforderungen nach.»

 

Joelle Vaucher ist 42 Jahre alt, in Zürich geboren und aufgewachsen. Sie lebte einige Jahre im Ausland – unter anderem in Mexiko, Ägypten und Kenia. Während dieser Zeit arbeitete sie als Lehrerin, Yogaausbilderin und Fitnesstrainerin.
Seit 2020 ist ihr Lebensmittelpunkt – pandemiebedingt – wieder in der Schweiz. Sie ist ein sehr positiv eingestellter Mensch, voller Lebensfreude, anpassungsfähig und spontan. Sie ist fremden Kulturen gegenüber offen und lässt sich gerne von neuen Eindrücken inspirieren.

 

«Ich versuche, jeden Tag etwas Neues zu lernen und zu erfahren», erklärt sie. «Wissendurst lässt mich mein Leben so gestalten, dass ich mich immer wieder gerne neuen Herausforderungen stelle und diese als Bereicherung für mein Leben wertschätze.»

Hauptsache Bewegung

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Schon als Kind verspürte Joelle einen enormen Bewegungsdrang. Sie ist ein absoluter Bewegungsmensch. Ihr Vater war Inhaber eines Sportgeschäftes, was ihr die Möglichkeit gab, viele Sportarten auszuprobieren: Geräteturnen, Rock’n’roll oder Sport-Aerobic. Rennen bedeutet für sie gedankliche und körperliche Freiheit. Auch Bodybuilding ist bis heute eine grosse Leidenschaft von ihr.

 

Lange Zeit nahm sie an Fitnesswettkämpfen teil. An der Weltmeisterschaft 2015 wurde sie Vizeweltmeisterin, worauf sie sehr stolz ist. Seit einem Jahr ist sie auch vom Klettern und Bouldern begeistert. Hier findet sie ihre Balance, kann sie ihre Kraft einsetzen und verbessern sowie ihren Körper formen.

 

Joelle ist ein Energiebündel sondergleichen, was ihr den Spitznamen «Speedy Gonzales» eintrug. Sie versucht aber, einen Tag pro Woche zu pausieren. Yoga und Meditation lassen Ruhe in ihren Alltag einkehren. Zudem kocht, backt und isst sie gerne und hat ein Faible für den Tanz. Ebenso zählen AkroSelbstbatik und Zirkus zu ihren Herzensangelegenheiten.

In den letzten Jahren hat Joelle gelernt, besser auf ihren Körper zu hören. So kann sie durchaus auch zeitweise auf eine Trainingseinheit verzichten und sich mit einem guten Buch an die Sonne legen.

 

Ein Leben ohne Auto

Früher für Joelle unvorstellbar. Auf dem Land wohnend fuhr sie mit ihm zur Arbeit, ins Training und zum Einkaufen. Trainiert wurde auf dem Laufband im Fitnesscenter. Heute besitzt sie gar kein Auto mehr. Darauf zu verzichten lernte sie in Kenia und Ägypten, denn dort hatte sie gar keine Möglichkeit, Entfernungen mit dem Auto oder dem öffentlichen Verkehr zu erreichen. Sie musste notgedrungen aus eigener Kraft überall hinkommen. Diese zusätzliche Bewegung wurde Teil ihres Trainings und ersetzte den Gym-Besuch. Die dadurch gewonnene Zeit konnte sie für anderes nutzen, zum Beispiel für Yoga, Meditation oder neue Hobbys.

 

Zurück in der Schweiz wählt sie die Arbeitsplätze ganz bewusst nach deren Distanzen aus, die gut und gerne zwischen 10 und 15 km betragen dürfen. Auch den Weg zum Einkaufen sieht sie als sportliche Herausforderung und berücksichtigt absichtlich den Supermarkt nicht gleich um die Ecke. Wenn sie sich mit Freunden trifft, joggt sie zum Treffpunkt und stillt auf diese Weise ihre Rastlosigkeit. 50 Kilometer waren die grösste Distanz, die Joelle schon an einem Tag zu Fuss zurückgelegt hat, allerdings etappenweise.

 

Damals wohnte sie auf dem Zollikerberg. Von dort aus joggte sie nach Uster zur Arbeit. Danach ging es weiter nach Kloten, wo sie einen Freund zu einer Trainingseinheit traf. Von Kloten rannte sie nach Oerlikon zu ihrer Mutter zum Abendessen. Nach dem Essen folgte die letzte Etappe zurück auf den Zollikerberg. Den ganzen Tag trug sie ihren täglichen Begleiter – den vollen Rucksack – mit sich.

 

Eine medizinische Odyssee

Lange Zeit hatte Joelle mit körperlichen Beschwerden zu kämpfen. Zunächst wurde wegen der Symptome eine Magen- Darmgrippe vermutet. Doch dann traten die Krankheitszeichen alle zwei bis drei Monate erneut auf, begleitet von starkem Hunger, Durchfall und Gewichtsverlust. Trotz verschiedenster Untersuchungen wie Blutanalysen, Magen- und Darmspiegelung tappten die Ärzte im Dunkel. Joelle fühlte sich zunehmend schlechter, die Blutuntersuchungen brachten Vitamin- und Fettmangel zutage. Ihr Umfeld reagierte besorgt, sie selbst litt unter Selbstzweifel.

 

Die nur noch 43 kg Wiegende hatte mit der Angst zu kämpfen, war wegen Blähungen und unkontrollierten Durchfalls nicht mehr gesellschaftsfähig. Als Ernährungsberaterin wusste sie aber, dass nicht die Ernährung an dieser Misere schuld sein konnte.

 

Auch musste sie sich Anschuldigungen anhören, selbst aus der Fitnessszene. Viele meinten, die Qualen seien psychischer Art oder eine Folge ihres übertriebenen Bewegungsdranges. In dieser schwierigen Zeit half ihr der Sport enorm. Auch ihre Familie und ihr Freundeskreis waren ihr während dieser kritischen und heiklen Lebensphase eine grosse Stütze.

 

Die grosse Erleichterung

Nach einem Leidensweg von fünf Jahren und einem Ärztemarathon in verschiedenen Ländern diagnostizierte schliesslich ein Schweizer Tropenarzt eine Parasitenerkrankung. In ihrem Stuhl wurden drei verschiedene Amöben festgestellt. Diese sind sehr resistent, legen immer wieder Eier und vermehren sich. Es wird vermutet, dass sie diese einzelligen Parasiten in Mexiko über die Nahrung aufgenommen hatte.

 

Nach der Diagnose fühlte sie sich erleichtert. Langsam aber stetig erhielt Joelle Vaucher ihre körperliche und psychische Energie zurück; durfte wieder Lebensqualität spüren. Dank des Muskelgedächtnisses hat sie ihren ursprünglichen Körper wiedererlangt. Heute lebt Joelle viel bewusster und geniesst jeden Moment. Gesundheit ist für sie ein Synonym für Glück.

«Behandelt euren Körper wie ein Tempel, damit eure Seele Lust hat, darin zu leben!» – Diesen Worten gibt es nichts mehr anzufügen.