Patrick Teutsch «Wer viel erreichen will, muss leere Zeiten minimieren»

Titelfoto zum Artikel "Die 10 grössten Fehler beim Muskelaufbau".
Foto: Body Captures Photography

Der Rostocker Patrick Teutsch hat in seinem Leben schon viel erreicht. Wissen und Fähigkeiten eignete er sich selbst an. Im Alter von 22 Jahren bestritt er seinen ersten Wettkampf im Natural Bodybuilding. Gleich in seiner ersten Saison wurde er Deutscher Meister im Leichtgewicht. Es folgten zahlreiche weitere Spitzenplatzierungen.

 

MyWorkout: Hallo Patrick. Du bist einer der besten deutschen Athleten im Natural Bodybuilding. Wie kamst du dazu?

 

Patrick Teutsch: Angefangen habe ich mit dem Kraftsport, als mein Leben gerade in Umbruchstimmung war. Ich hatte soeben meine Ausbildung abgebrochen, um mein Abitur zu machen, suchte mir nebenbei zur Schule zwei Nebenjobs und wollte im Sport wieder aktiv werden. Ich war immer sehr sportlich und habe bis zu einem gewissen Alter dauernd irgendwas gemacht – Fussball, Handball, Kickboxen usw.

 

Explizit zum Kraftsport bin ich über Freunde gekommen, die bereits einige Monate ins Fitnessstudio gingen und bei denen erste Erfolge sichtbar wurden. Das habe ich – gepaart mit dem Willen, stärker und in einem gewissen Masse attraktiver zu werden – zum Anlass genommen, mich auch anzumelden. Der Rest ist Geschichte.

 

Ab dem Jahr 2011 hast du mehrere Wettkämpfe gewonnen. Was hat dich motiviert?

 

Ich bin ein sehr kompetitiver Mensch. Zum einen macht es mir Spass, mich mit der Konkurrenz zu messen und zum anderen teste ich gerne meine Grenzen aus. Bodybuilding ist auch eine Frage der Leidensfähigkeit. Ich habe früh gemerkt, dass ich wohl ein gewisses Talent mitbringe, was mir die Pforten geöffnet hat, mich nach oben zu kämpfen. Motiviert hat mich am Ende, der Beste werden zu wollen.

 

Erzähl bitte etwas über dein Mindset! – Was hat dir geholfen, immer weiterzumachen und an deinen Erfolg zu glauben?

 

Ich war immer der festen Überzeugung, dass Genetik, verbunden mit harter Arbeit und dem nötigen Wissen, Unglaubliches schaffen kann. Der Drang, neue Massstäbe zu setzen und im Sport seinen Abdruck zu hinterlassen, hat mich ab dem Zeitpunkt, als ich merkte, etwas Besonderes mitzubringen, immer vorangetrieben.

 

Das Jahr 2022 hat dir mehrere Siege gebracht. Wie hast du es geschafft, in diese Top-Form zu kommen? Welche deiner Fähigkeiten haben dir dabei geholfen?

 

Meine gesamte Diät hat etwa 40 Wochen vereinnahmt. Das ist eine extrem lange Zeit, die nur mit einer guten Planung, ausreichender Erfahrung und Willensstärke gut durchzuhalten ist. 2022 war tatsächlich meine 7. Wettkampfsaison und ich wusste, was ich tun muss, um mich selbst auf ein neues Level zu hieven. Die Fähigkeit, mit einem solch niedrigen Körperfettanteil über lange Zeit herumzulaufen, ist primär durch eine mentale Widerstandsfähigkeit und Zielstrebigkeit getrieben. Wenn man sich zu sehr dem Diätleiden hingibt, wird man im Training entweder mittel- oder langfristig nicht mehr die notwendige Leistung bringen und/oder seine Diät selbst vermasseln.

 

Wie sah deine Ernährungsroutine während der Wettkampfvorbereitung aus?

 

Im Prinzip setze ich grossteils auf täglich identische Gerichte mit maximal einer Mahlzeit, die etwas stärker rotiert. Heisst, dass ich bspw. für diese eine Verpflegung 3 bis 4 unterschiedliche Speisen mit ähnlichen Kalorien und Makronährstoffen esse und diese nach Gusto tausche. Dieser quasi fixe Ansatz ermöglicht auch eine bessere Vergleichbarkeit des Gewichtsverlaufs und der Ergebnisse allgemein, wobei die dezente Freiheit weniger Verzichtsempfinden aufkommen lässt als bei einem komplett rigiden Plan. Meine Diätphasen haben sich in fest geplanten Blöcken mit Diätpausen abgewechselt, in denen ich dann signifikant mehr Kalorien verkosten konnte und auch noch freier in der Nahrungsmittelauswahl war.

 

Patricks Lieblingsübungen zum Muskelaufbau

Titelfoto zum Artikel "Die 10 grössten Fehler beim Muskelaufbau".
Foto: Body Captures Photography
Belt Squat RDL
Eine Variante des Rumänischen Kreuzhebens, die sowohl die Stabilität einer Multipresse mitbringt als auch den Bewegungsfreiraum einer Langhantelvariante ermöglicht und dadurch das Beste aus zwei Welten kombiniert, um die Hamstrings zu attackieren.

 

Brustgestütztes Rudern
Bietet einem mehr Stabilität als die freie Variante, wobei gleichzeitig mehr Fokus auf die Pro- und Retraktion der Schulterblätter gelegt werden kann; zum einen, um sich gezielter in Traps reinzuarbeiten, zum anderen aber, um weniger gesamtheitliche Belastung hervorzurufen.

 

Incline Press (von Hammer)

Schlichtweg eine wunderbare Maschine, um die oberen Brustmuskelfasern anzugreifen, ohne die Schultern zu arg zu belasten, aber gleichzeitig einen guten Bewegungspfad und vollkommene Stabilität zu haben. Nebst Bodybuilder bist du auch Youtuber und Familienvater. Wie schaffst du es, dir Zeit für alle Lebensbereiche zu nehmen?

 

Letzten Endes ist es immer eine Frage der Zeitplanung, Aufgabenverteilung und Tagesstruktur. Jeder Wochentag hat seine groben Arbeits-, Familienund Sportzeiten. Gleichermassen wird genau überlegt, wann, wie und wo YouTube-Videos gedreht und Fotos gemacht werden. Ohne eine entsprechende
Taktung würde das im Chaos enden.

 

Hast du weitere Leidenschaften, denen du nachgehst?

 

Viel Zeit bleibt im Alltag nicht wirklich übrig, aber ich nehme mir hie und da am Abend immer mal eine Weile, um etwas zu zocken. Das mache ich bereits mein ganzes Leben lang und hilft mir, ab und zu auch komplett abzuschalten.

 

Jeder Mensch hat 24 Stunden Zeit pro Tag. Wie kann man seine Zeit effektiv nutzen, um seine Ziele zu erreichen? Was empfiehlst du den Leserinnen und Lesern?

 

Ich würde jedem empfehlen, sich für den jeweiligen Tag klare Ziele/Todos zu definieren und Prioritäten zu setzen. Im weiteren Verlauf kann man diese auch zeitlich genauer festlegen. Für alle, die sich gerne viel vornehmen, kann ich nur sagen, dass es normal ist, nicht immer alles zu schaffen. Wer viel arbeiten will, muss leere Zeiten minimieren und sich teilweise schneller bewegen. Das klingt vielleicht erstmal komisch, aber wie oft hängen wir am Handy, machen eigentlich nichts und wollen nur mal schlappmachen. Das vereinnahmt wahrscheinlich bei neun von zehn Personen viel mehr Zeit, als sie selbst zugeben würden. Mit «sich schneller bewegen» meine ich bspw., die häuslichen Tätigkeiten schneller zu erledigen. Ich kann den Geschirrspüler in einer halben Stunde ausräumen oder in fünf Minuten. Man lässt sich gerne mal Zeit, was auch in Ordnung ist, wenn man sich diese nehmen möchte. Letztlich muss jeder seinen eigenen Rhythmus finden und auch ab und zu «die Fünfe gerade sein lassen», um nicht dauernd mehr zu machen, als man eigentlich kann.

 

Hast du weitere Leidenschaften, denen du nachgehst?

 

In sportlicher Hinsicht versuche ich natürlich zunächst, meinen Körper auf ein neues Level zu bringen, um voraussichtlich 2024 mit einem sichtbar besseren Paket wieder anzugreifen. Des Weiteren arbeite ich daran, meine Social Media-Präsenz zu erhöhen. Ansonsten will ich im Alltag schlichtweg ein guter Vater und Ehemann sein und die Zeit und den Weg tatsächlich auch bewusst geniessen.

 

Vielen Dank für das Interview, Patrick. Wir wünschen dir auch zukünftig viel Erfolg und weitere Siege in deiner Bodybuilding-Karriere!