Smartes Training durch Smartwatches, Fitnesstracker und Co?

Frau mit Fitnesstracker Uhr
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15 Millionen Deutsche tragen sie am Handgelenk: eine Smartwatch. Ob zum Bezahlen, zum Schreiben oder Recherchieren. Auf die tragbaren Minicomputer wollen viele im Alltag nicht verzichten. Vor allem in der Fitnessbranche haben die Smartwatches Fuss gefasst. 29% der Deutschen verwenden einen Fitnesstracker, um den Puls zu messen, Schritte oder Kalorien zu zählen. Viele sehen in den so genannten Fitnesswearables die Lösung gegen den Bewegungsmangel, der in westlichen Staaten immer greifbarer wird. Doch wie sind Fitnesstracker überhaupt zu verstehen? Und sind sie eher Fluch oder Segen für unsere Gesundheit?

Was sind Fitnesstracker?

Fitnesstracker tauchen meist in Form von Wearables («wearable devices»), also tragfähigen Geräten, auf. Das können Uhren, Bänder oder gar Kleidungsstücke sein. Sie sind in der Lage, gesundheitsbezogene Daten zu erfassen und zu deuten. Mit einem LED-Licht an der Unterseite des Gerätes werden spezifische Wellenlängen ausgestrahlt, die reflektiert werden. Kleine Sensoren können die reflektierten Strahlen erkennen und messen. Die gesammelten Werte werden dir dann anhand von Apps, die mit den Wearables verbunden sind, präsentiert. So wirst du ganz subtil daran erinnert, dass du bereits zu lange auf dem Sofa sitzt und dich aufraffen solltest. Für viele Sportmuffel bietet sich dadurch endlich die Möglichkeit, sich zum Sporttreiben zu motivieren.

 

Von Jahr zu Jahr entwickeln sich immer mehr Funktionen der Fitnesstracker. Was mit Schritte Zählen angefangen hat, ist nun fast zu einem kompletten Gesundheitscheck geworden. Der tragbare Computer kann alle fünf Vitalzeichen festhalten. Dazu gehört der Blutdruck, der Puls, das Bewusstsein, die Atemfrequenz und die Körpertemperatur. Sogar deinen Schlafrhythmus kann der Fitnesstracker erkennen und dir fast haargenau auflisten, zu welcher Uhrzeit du dich in einer Tiefschlafphase befunden hast. Auch deine Mahlzeiten können in das System eingepflegt werden, was dir eine direkte Übersicht der Kalorien, Nährwerte und Kohlenhydrate bietet. Für viele bedeuten Fitnesstracker ein Gefühl von Kontrollverlust, für die anderen das Erfolgsrezept für ein wirksames Training.

Auf einen Blick – Diese Daten können aufgezeichnet werden:

  • Schrittanzahl
  • Gelaufene Distanzen mit GPS
  • Kalorienverbrauch
  • Schlafverlauf
  • Herzfrequenz
  • Trainingsprogramme
  • Höhenmessung
  • Sauerstoffsättigung
  • Körpertemperatur

Die Chancen des Fitnesstrackings

Wusstest du, dass sich mehr als 1,4 Milliarden Menschen auf der Welt zu wenig bewegen? Das hat eine Studie der Weltgesundheitsorganisation WHO herausgefunden. Sie befürchtet 500 Millionen auf den Bewegungsmangel zurückzuführende Erkrankungen in den nächsten sieben Jahren. Auch in Deutschland wird den Ärzten der Ernst der Lage immer bewusster, denn besonders hoch ist die Anzahl der Stubenhocker bei Kindern und Jugendlichen zwischen 11 und 17 Jahren. 88% der Mädchen und 80% der Jungen bewegen sich nachweislich zu wenig. Dabei sind laut der WHO «nur» 150 Minuten Bewegung in der Woche nötig, um die Prävention von Krankheiten wie Diabetes, Depression oder Asthma zu sichern. Kein Wunder also, dass sich vor allem Krankenkassen viel von den Fitnesstrackern versprechen. Durch die Überzeugungsmethoden der Wearables werden wir motiviert, mehr Sport zu treiben, was die Gefahr zu erkranken massgeblich reduziert.

 

Warum Fitnesstracker so motivierend sind? Das liegt daran, dass Erfolge jederzeit eingesehen werden können. Die Sportler und Sportlerinnen werden belohnt, indem sie sofort sehen können, wie viele Kalorien verbrannt wurden oder wie viele Kilometer man gelaufen ist. Am eigenen Körper sieht man die Ergebnisse erst nach einigen Wochen, währenddessen die Fortschritte mit Fitnesstracker direkt nach dem Workout sichtbar gemacht werden können. Das erzeugt ein Gefühl von Freude und Stolz, was uns dazu veranlasst, öfter sportlichen Aktivitäten nachzugehen.

 

Ein weiterer Pluspunkt, der für das Verwenden von Wearables wie Fitnessbänder spricht, ist die Einfachheit der Nutzung. Man muss über kein grosses technologisches Wissen verfügen, um von dem Fitnesstracker Gebrauch zu machen. In Windeseile erfährt der Nutzer, wenn etwas nicht dem Normalfall entspricht. Sei das ein hoher Blutdruck, Herzrasen oder eine steigende Körpertemperatur. Im Extremfall können die Wearables sogar Leben retten. Sie erkennen beispielsweise einen Sturz und können eigenständig den Notruf informieren, solltest du dazu nicht mehr in der Lage sein.

 

Menschen, die sich in einer Diätphase befinden, profitieren ebenfalls von Fitnesstracking. Mahlzeiten können eingefügt und Kalorien und Nährstoffe abgewogen werden. Das erleichtert die Ernährungsumstellung speziell für Anfänger und Anfängerinnen erheblich. Du willst dich generell gesünder und bewusster ernähren? Dann kommt das Fitnesstracking auch für dich infrage.

 

Fitnesstracker ermöglichen ein herzfrequenzgesteuertes Training, welches deine Ausdauer und Leistungsfähigkeit optimiert. Mit einem Herzfrequenzrechner erfährst du, in welchem Bereich dein Herz am besten arbeitet. Je schneller dein Herzschlag nach dem Training wieder in den Ruhezustand zurückfindet, umso besser ist deine Kondition. Mit dem Wearable kannst du zu jeder Zeit des Trainings erfahren, wie schnell dein Herz schlägt und dich danach richten. Mit der Zeit wird sich die Effektivität deines Trainings Schritt für Schritt erhöhen.

Fitnesstracker bergen Gefahren

Um die physische Gesundheit zu gewährleisten, eignen sich Fitnesstracker perfekt, keine Frage. Aber jede Medaille hat bekanntlich zwei Seiten. Wie wirkt sich das ständige Tracken von Fitness auf unsere mentale Gesundheit aus?

 

Wenn dir rund um die Uhr vor Augen gehalten wird, dass du dich mehr bewegen musst oder dein tägliches Schritteziel noch nicht erreicht wurde, kann dich das stark unter Druck setzen. Im schlimmsten Fall entwickelt sich eine Abhängigkeit, alle paar Minuten die Werte des Fitnesstrackers ablesen oder am Ende des Tages noch Schritte sammeln zu müssen. Dabei ist es völlig in Ordnung, sein persönliches Tagesziel auch mal nicht zu erfüllen oder den Tracker auszuziehen, wenn du merkst, dass er dich in deinem Alltag beeinträchtigt.

 

Obwohl Nutzer den Zahlen und Werten des Fitnesstrackers eine enorme Wichtigkeit zuschreiben und auch Hersteller sie als wahrheitsgetreu verkaufen, ist nicht immer eindeutig, ob diese wirklich stimmen. Die Fitness Wearables müssen sich keinen obligatorischen Qualitätskontrollen unterziehen, sodass du dich möglicherweise ganz umsonst verrückt machst, wenn die Werte nicht deinen Vorstellungen entsprechen.

 

Darüber hinaus verleitet der Fitnesstracker dazu, sich mit anderen Menschen zu vergleichen. Viele Apps haben die Funktion, die Werte anderer Nutzer einzusehen. Schnell tauchen dann Gedanken und Zweifel auf wie «Person xy hat heute viel weniger Kalorien zu sich genommen als ich!». Dabei ist jeder Körper anders und jeder Mensch hat seine persönliche Art und Weise, sich zu ernähren. Durch Vergleichen ist niemandem geholfen. Im Gegenteil. Eher führt es dazu, dass man ein ungesundes Ess- oder Bewegungsverhalten an den Tag legt, was zu Essstörungen führen kann. Hinzu kommt, dass der Fitnesstracker meist keine Warnung versendet, wenn zu wenig Nährstoffe und Kalorien eingenommen werden.

 

Indem du deinen Fokus zu sehr auf die Ergebnisse des Fitnesstrackers legst, kann es auf Dauer dazu kommen, dass du verlernst auf deinen Körper und seine Signale zu hören. Dein Hungergefühl könnte unbewusst unterdrückt werden oder du erkennst nicht, wenn dein Körper eine Pause von der Belastung braucht.

 

Von den gesundheitlichen Aspekten einmal abgesehen, bedeutet Fitnesstracking seine persönlichen Daten gewollt oder ungewollt an Dritte weiterzugeben. Dabei bedarf es keine Zustimmung des Verbrauchers. Die hochsensiblen Daten können ohne Wissen des Nutzers verkauft und für andere Zwecke genutzt werden.

 

Ob mit oder ohne Fitnesstracker: die Entscheidung liegt ganz allein bei dir. Die Wearables auszuprobieren kann in keinem Fall schaden. Zumal es bereits günstige Exemplare ab 10€ gibt. Überprüfe jedoch vorher, ob es sich um ein qualitatives Gerät handelt, denn mit falschen Werten ist dir ebenfalls nicht geholfen. Solltest du bereits im Besitz einer Sportuhr sein, nutze sie optimal, aber kenne deine Grenzen. Versuche nicht zwanghaft ein Workout oder einen Spaziergang in deine Routine zu quetschen, wenn du eigentlich keine Zeit hast. Setze dir realistische Ziele, die du auch wirklich erreichen kannst und lasse den Kopf nicht hängen, wenn es an manchen Tagen eben nicht möglich ist. Hin und wieder das Wearable für eine Woche auszulassen, ist ebenfalls eine gute Methode, um nicht in eine Abhängigkeit zu geraten.

 

Denke immer daran: im Endeffekt ist es immer noch dein Körper, deine Leistung sowie deine eigene Motivation, die dich zum Sporttreiben bringt.

 

Nicht nur Fitnesstracker auch EMS-Anzüge sind Geräte, die dein Training optimieren sollen. Im Artikel EMS-Training: Ist herkömmliches Krafttraining out? erfährst du, wie ein Workout mit elektrischen Impulsen funktioniert und wie du dir die Muskelstimulation zunutze machen kannst.

 

 Autor: Mira Müller

 

Quellen:

https://www.verbraucherportal-bw.de/,Lde/Startseite/Verbraucherschutz/Wearables+und+Gesundheits-Apps_+Chancen+und+Risiken

https://www.fim-rc.de/Paperbibliothek/Veroeffentlicht/534/wi-534.pdf

https://www.zdf.de/nachrichten/panorama/fitness-unfit-bewegung-deutschland-who-faul-100.html

https://digitalcollection.zhaw.ch/bitstream/11475/18330/1/Bachelorarbeit_Gansser%20Lara.pdf

https://www.presseverlag-deutschland.de/15-millionen-deutsche-nutzen-smartwatch-co

https://de.statista.com/statistik/daten/studie/1047599/umfrage/anteil-der-fitnesstracker-nutzer-in-deutschland/

https://www.stiftung-gesundheitswissen.de/wissen/mehr-bewegung-aber-wie/fitnesstracker-smartwatches-mehr-bewegung

https://fitnessdoc.net/fitness-tracker/

https://www.runtastic.com/blog/de/berechne-deine-maximale-herzfrequenz-und-ziel-herzfrequenz/