Firmenfitness: Wie Betriebe profitieren

Mitarbeiter betreiben Firmenfitness im Büro

Foto: Andriy Popov

Vor einigen Jahrzehnten war der Begriff „Work-Life-Balance“ für die meisten Menschen noch völlig unbekannt. Es spielte keine Rolle, ob der Beruf wenig Freude bereitete oder gesundheitsschädlich war. Einzig und allein zählte, ob man mit dem Gehalt seine Familie ernähren konnte. Das Zitat von Voltaire, französischer Philosoph in Zeiten der Aufklärung, beschreibt wie die Arbeitswelt früher – und in vielen Teilen auf der Erde auch heute noch – ausgesehen hat: «Während der einen Hälfte unseres Lebens opfern wir die Gesundheit, um Geld zu erwerben, während der andern das Geld, um die Gesundheit zu erlangen, und während der Zeit geht Gesundheit und Leben von dannen.» Die heutige Gesellschaft ist sich einig: Diese Arbeitseinstellung wollen wir hinter uns lassen. Physische und mentale Gesundheit sowie Zufriedenheit sind für die Menschen wichtiger denn je. Da wir vermutlich den grössten Teil unseres Lebens am Arbeitsplatz verbringen, sollte hier angefangen werden, diese Ziele zu verwirklichen.

 

Viele Führungskräfte wissen es bereits: Der Zusammenhang von Gesundheit und Erfolg ist unabdingbar. Gesunde und zufriedene Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen erbringen die besten Leistungen. Arbeitnehmer tragen die Verantwortung für die Fortschritte des Unternehmens, weshalb es im Interesse der Führungsperson sein sollte, die Gesundheit des Personals zu fördern. Die Strategie, die sich dahinter verbirgt, ist als «betriebliches Gesundheitsmanagement» bekannt und liegt in der Hand des Arbeitgebers. Obwohl es nicht verpflichtend ist, ein solches Konzept für das Personal anzubieten, so streben doch immer mehr Arbeitssuchende nach einem Unternehmen, das Wert auf das Wohlbefinden der Mitarbeiter legt. Und das natürlich zurecht. Durch Arbeit verursachter Druck und Stress macht uns auf Dauer krank. Davon hat weder der Arbeitnehmer noch -geber etwas. Doch wie gelingt es, für die Gesundheit und Zufriedenheit der Mitarbeiter zu sorgen?

Möglichkeiten Mitarbeiter gesund zu halten

Bewegung ist der Schlüssel zur Gesundheit. Leider kommt sie bei der Arbeit meist zu kurz. Menschen, die im Büro arbeiten, verbringen einen grossen Teil des Tages sitzend. In Deutschland sitzen 53,7 Prozent täglich vier einhalb Stunden. Für Ärzte ist diese Zahl besorgniserregend. Zu häufiges Sitzen birgt das Risiko, an chronischen Krankheiten wie Diabetes, Krebs oder Bluthochdruck zu erkranken. Durch die fehlende Bewegung werden weniger Kalorien verbrannt, was sich negativ auf das Herz-Kreislauf-System auswirkt. Auch Venen, Muskeln und Haltung leiden unter dem Bewegungsmangel. Deshalb ist es von besonderer Wichtigkeit, kurze Bewegungseinheiten in den Alltag und zu integrieren. Wie könnte das am Arbeitsplatz aussehen?

Firmenfitness

Firmenfitness ist eine Methode, um Mitarbeiter fit zu halten und findet immer mehr Anklang. Die Rede ist von einem Fitnessprogramm, das ausserhalb oder innerhalb des Unternehmens stattfindet.

 

Firmenfitness ausserhalb der Arbeitszeiten bedeutet, den Mitarbeitern kostenlosen oder vergünstigten Zugang zu Sporteinrichtungen zu verschaffen. Das können Fitnessstudios, Yogaeinrichtungen oder Sportvereine sein.

 

Um sich zu versichern, dass die Mitarbeiter das Sportprogramm auch wirklich wahrnehmen, eignet sich Firmenfitness direkt am Arbeitsplatz. Dabei sind den Möglichkeiten fast keine Grenzen gesetzt.

 

Angefangen mit der Bereitstellung von Sportutensilien wie Springseile, Medizinbälle oder Yogamatten. Sofern ausreichend Platz vorhanden, können sich die Mitarbeiter in den Pausen austoben.

 

Gegen das stundenlange Sitzen helfen auch verstellbare Schreibtische, sodass im Stehen gearbeitet werden kann. Für Multitasking-Liebhaber gibt es sogar Walkingpads oder Pedale, die unter den Tisch geschoben werden, sodass du während der Arbeit am Computer laufen oder radeln kannst. Dann hast du auch nicht das Gefühl, deine wohlverdiente Mittagspause für Sport zu «opfern».

 

Firmenfitness bedient sich noch einigen anderen Methoden. Heutzutage gibt es Agenturen, die spezielle Fitnessprogramme für Betriebe anbieten. Mithilfe eines Personal Trainers wird Firmenfitness in der Mittagspause angeboten. Meist in Form eines Workouts können die Kollegen dann zusammen sporteln. Am besten natürlich in einem dafür vorgesehenen Fitnessraum.

 

Sollte dein Unternehmen noch nicht so weit sein, kannst du mit deinen Kollegen auch auf eigene Faust Firmenfitness treiben. Ihr könnt euch zum gemeinsamen Joggen in der Mittagspause verabreden oder Dehnübungen oder Yoga zusammen durchführen. Wie sieht ein Firmenfitness Workout aus?

Workout gegen Rückenschmerzen

1. Herabschauender Hund

Mit ausgestreckten Beinen und Armen beugst du dich kopfüber nach vorne, sodass du mit den Händen und den Füssen den Boden berührst. Achte darauf, deinen Rücken gerade zu halten und deinen Bauch anzuspannen. Versuche, deinen Po möglichst nach in die Luft zu heben, um den Rücken bestmöglich zu strecken.

 

2. Hip Thrust

Auf dem Rücken liegend hebst und senkst du langsam dein Becken. Bei der Abwärtsbewegung wird das Gesäss nicht auf dem Boden abgelegt, sondern verharrt für einen kurzen Moment in der Luft. Wiederhole diese Übung 15 bis 20 mal.

 

3. Plank

Der Plank dürfte wohl jedem ein Begriff sein. Mit deinen Unterarmen und deinen Fussspitzen stützt du dich am Boden ab. Dabei bleibt der Rücken stets gerade und der Bauch fest. Dein Po sollte nicht weit nach oben ragen, sondern eher mit Rücken und Beinen eine gerade Linie bilden. Versuche den Plank so lange du kannst zu halten.

 

4. Diagonales Arm-Bein-Heben im Vierfüsslerstand

Mit Knien und Händen stützt du dich auf dem Boden ab. Diagonal hebst du nun deinen rechten Arm und dein linkes Bein. Dann führst du Ellenbogen und Knie unter dem Bauch zusammen. Wichtig ist, währenddessen immer unter Körperspannung zu bleiben. Führe die Übung auf jeder Seite 10 mal durch.

 

5. Superman

Lege dich auf den Bauch und recke Oberkörper und  Arme in einer U-Form in die Höhe. Die Schulterblätter werden dabei angezogen. Verharre einige Minuten in der Position, bevor du die Spannung wieder löst. 15 Wiederholungen schaffst du mit Sicherheit.

 

6. Katzenbuckel

Im Vierfüsslerstand formst du deinen Rücken zu einem Buckel. Versuche, den Bauchnabel aktiv nach innen zu ziehen. Auch der Kopf folgt der Bewegung nach innen. Begebe dich nach wenigen Sekunden wieder in eine gerade Position. Wenn du möchtest, kannst du die Übung nun auch in die andere Richtung ausführen, sprich in ein Hohlkreuz gehen. Der Kopf wird dabei in den Nacken gelegt. Beide Ausführungen können mindestens 6 mal wiederholt werden.

 

Neben Firmenfitness gibt es noch andere Wege Arbeitnehmer gesund zu halten. Auch die Ernährung trägt einen grossen Teil zu einem gesunden Lebensstil bei. Die Führungskraft kann dafür sorgen, dass gesundes, nährstoffreiches Essen in der Kantine angeboten wird. Auch ein täglicher Obstkorb ist gerne gesehen.

 

Um das mentale Wohlbefinden zu gewährleisten, eignen sich gemeinsame Meditationseinheiten oder Coachings zur Stressbewältigung oder einer gesunden Lebensweise. Betriebliche Vorsorgeuntersuchungen sind ebenfalls von Nutzen.

 

Du kannst in deinem Betrieb noch kein Gebrauch von Firmenfitness oder ähnlichen Massnahmen machen? Dann zeige der Führungskraft, dass Interesse besteht und welchen Nutzen betriebliches Gesundheitsmanagement für das ganze Unternehmen hat. Firmenfitness Angebote sind für den Arbeitgeber mit Kosten verbunden. Warum lohnt es sich trotzdem in die Gesundheit der Mitarbeiter zu investieren?

Firmenfitness: Eine Win-Win Situation

Durch Sport am Arbeitsplatz gewinnen wir neue Energie für den restlichen Tag. Wir steigen motivierter in die Arbeit ein und erbringen qualitativere Beiträge. Wenn wir Sport treiben, erhöht sich unsere Belastbarkeitsgrenze und wir können Stresssituationen besser standhalten. Und dass ein Arbeitstag stressig sein kann, hat wohl jeder von uns schon einmal erlebt.

 

Vielleicht hast du auch schon einmal von dem Phänomen der Defokussierung gehört. Dir sind die Ideen ausgegangen und du hast das Gefühl, dein Kopf ist wie leer gefegt? Dann ist ein wenig Ablenkung angebracht. Wenn du dich mit einer anderen Tätigkeit beschäftigst und nicht an die bestimmte Thematik denkst, kommen die Ansätze irgendwann von ganz allein. Möglicherweise hast du es selbst schon einmal erlebt: In einer Diskussion fallen einem die besten Argumente erst dann ein, wenn diese bereits vorüber ist.

 

Gesundheitlich betrachtet können durch kurze Firmenfitness Einheiten Rückenschmerzen vorgebeugt und Verspannungen gelockert werden. So wird automatisch dafür gesorgt, dass die Arbeit nicht mit Schmerzen verbunden wird. Denn wer will schon gerne arbeiten gehen, wenn Rückenprobleme die Folge sind?

 

Wissenschaftlich ist bewiesen, dass Sport glücklich macht. Wenn wir uns bewegen, werden die Glückshormone Dopamin, Serotonin und Endorphin ausgeschüttet. Firmenfitness läuft also darauf hinaus, dass wir gerne zu Arbeit gehen. Durch unsere gesteigerte Ausgeglichenheit fällt Teamarbeit leichter und das gesamte Arbeitsklima und Miteinander verbessert sich. So können die besten Erfolge erzielt werden.

 

Regelmässiges Sporttreiben stärkt das Immunsystem. Durch körperliche Belastung verbreiten sich natürliche Killerzellen im Blut, die Krankheitserreger und Viren bekämpfen. Ebenso erhöht sich die Anzahl von B-Lymphozyten, die einen wichtigen Teil zu der Produktion von Antikörpern beitragen. Kurz ausgedrückt: Wer viel Sport macht, wird seltener krank. Und davon profitiert sowohl der Arbeitnehmer als auch die Führungsperson. In welchen Bereichen kann Firmenfitness noch glänzen?

Wie Arbeitgeber von Firmenfitness profitieren

Dass dein Betrieb noch keine gesundheitsfördernden Massnahmen ergriffen hat, liegt vermutlich daran, dass es nicht kostenlos ist, Programme wie Firmenfitness anzubieten. Auf der anderen Seite kann die Führungskraft durch Gesundheitsmanagement Kosten einsparen.

 

Wenn die Mitarbeiter seltener krank werden, resultieren daraus weniger krankheitsbedingte Ausfälle, die von dem Geschäftsführer oder der Geschäftsführerin gezahlt werden müssen. Durch das ansteigende Rentenalter ist es ebenfalls wichtig für eine lang anhaltende Gesundheit zu garantieren, um Altersschwäche vorzubeugen.

 

Immer mehr Betriebe sind von Fachkräftemangel betroffen. Um diesem zu entkommen, muss das Unternehmen einen positiven Eindruck bei den Jobsuchenden hinterlassen. Fitnessangebote oder andere gesundheitsfördernde Massnahmen zeigen, dass der Führungskraft das Wohlbefinden der Arbeitnehmer am Herzen liegt, was die Attraktivität des Betriebs massgeblich erhöht und auch das Firmenimage für Kunden verbessert.

 

Wenn du als Arbeitgeber qualifiziertes Personal gefunden hast, möchtest du natürlich verhindern, dass sie lieber für jemand anderes arbeiten wollen. Durch Firmenfitness steigert sich die Zufriedenheit der Mitarbeiter. Und zufriedene Mitarbeiter wollen bleiben.

 

Nicht nur Bürokräfte, auch professionelle Gamer sitzen täglich mehrere Stunden vor dem PC. Wie sie sich fit halten, erfährst du im Artikel Esports Workout: Der Schlüssel zu mehr Erfolg für professionelle Gamer.

 

 Autor: Mira Müller

 

Quellen:

https://api.pageplace.de/preview/DT0400.9783346024374_A39122957/preview-9783346024374_A39122957.pdf

https://link.springer.com/chapter/10.1007/978-3-658-06072-5_3

https://books.google.es/books?hl=de&lr=&id=bfBpEAAAQBAJ&oi=fnd&pg=PP3&dq=firmenfitness&ots=YHgJrfM7T1&sig=WY5VvejhRKL2pA5ujKt71_EOCOM&redir_esc=y#v=onepage&q=firmenfitness&f=false

https://epub.jku.at/obvulihs/content/titleinfo/1324414/full.pdf

https://www.fitnessfirst.de/kooperationen/firmenfitness#3038410193-723991823

https://www.machtfit.de/firmenfitness/

https://www.ergonomie-am-arbeitsplatz-24.de/sport/

https://www.aerztezeitung.de/Panorama/Studie-Immer-mehr-Deutsche-sitzen-zu-viel-412306.html

https://www.meinmed.at/gesundheit/abwehrkraefte-staerken-mit-sport/2279

https://www.womenshealth.de/fitness/fitnesstraining/uebungen-gegen-rueckenschmerzen/

https://www.aok.de/pk/magazin/sport/rueckentraining/5-effektive-uebungen-gegen-rueckenschmerzen/