Die ewige Unzufriedenheit mit dem eigenen Körper

Andreas Bösch, Autor des Artikel "Die ewige Unzufriedenheit mit dem eigenen Körper" am Reck.

Bild: Tobias Köstl

«Liebe dich und andere», das ist die Mission von Andreas Bösch, Gründer der Aktion «Zehntausend Herzen», an der es sich lohnt mitzumachen. In seinem Beruf als Mental Coach stellt er immer wieder fest, wie Menschen unter fehlender Selbstakzeptanz und Selbstliebe leiden. Sie scheitern unbewusst an wichtigen Veränderungen, die wegen Minderwertigkeitsgefühlen nicht angegangen werden. Seine Botschaft: «Du bist richtig, so wie du bist – nämlich ein toller, einzigartiger und liebenswürdiger Mensch.»

Bodybuilding und Bodyshaping: Beides verlangt hochintensives Training und eiserne Disziplin beim Essen; nicht zuletzt wird gezieltes Muskeltraining oft zum Lebensmotto.

Und was ist, wenn du nach einer jahrelangen Reise deinem Traumkörper immer näher kommst? Ja, ist das überhaupt möglich? Denn oft verschieben sich die angestrebten Ziele stetig nach oben. Füllt der pralle Bizeps erst mal den T-Shirt-Ärmel, sehnen sich die meisten bereits nach noch dickeren Armen. Ist der Bauch endlich flach, ruft schon der Wunsch nach dem Sixpack… Eine oft endlose Geschichte, gekennzeichnet durch stetige Unzufriedenheit.

Ich selbst trainiere seit 28 Jahren ohne Unterbruch in Fitnesscentern. Im Alter von 16 Jahren, um kräftiger zu werden – mit 20 Jahren, um an Bodybuilding-Wettkämpfen teilzunehmen – und nun, um fit und gesund zu bleiben.

Als Mental Coach habe ich einen gemeinsamen Nenner bei vielen Athletinnen und Athleten entdeckt: Das Gefühl, nicht gut genug zu sein. Den Eindruck zu haben, es muss immer noch besser werden. Diese Sichtweise impliziert zugleich: Es ist aktuell noch zu wenig – also besteht ein Mangel. Und genau dieses Mangelbewusstsein schwächt Menschen generell. Egal, ob im Bereich des Körpers, des Wissens, der Finanzen oder der Liebe – im Mangel zu sein, fühlt sich einfach schlecht an.

Und besonders der Bereich Fitness hat in den letzten 20 Jahren enorm an Bedeutung gewonnen. Als ich in den 90er-Jahren im Fitnessstudio trainierte, waren wir eher Exoten. Junge Frauen oder ältere Menschen – Fehlanzeige! Das sieht heute komplett anders aus. Das heisst, der Fitnessmarkt ist in der breiten Gesellschaft angekommen. Auch nicht zuletzt durch Social Media und YouTube.

Einerseits toll, dass eine breite Masse an Menschen den gesundheitsfördernden Effekt für sich nutzt. Die Schattenseite dabei ist der immense Druck, fit und leistungsfähig sein zu müssen. Wer sich beispielsweise auf Instagram umschaut, kommt schnell zum Schluss: Ich bin unfit! Und wer will schon den anderen hinterherhinken?

Was mit dem Wunsch, «etwas fitter zu werden», begonnen hat, endet oft in einer Never Ending Story nach dem Motto «Mehr» – mehr Muskeln, mehr Kraft, mehr Definition, mehr Leistung usw.

Gibt’s einen Ausweg?

Ja, den gibt es. Aber nicht in der Aussenwelt! Erst wer zur Erkenntnis kommt, «Ich bin gut, wie ich jetzt bin», kann sich vom ständigen Drang nach mehr lösen. Wer sich ausschliesslich über seinen Körper definiert, wird unmöglich dieses «Kapital» reduzieren können. Dieses «Kapital» ist übrigens eine sehr fragile «Währung», denn die gefürchtete «Inflation» bedeutet in diesem Kontext älter werden – und das bleibt keinem erspart.

Ein Ausweg aus diesem Kreislauf des Mangelgefühls kann sein zu erkennen, dass wir mehr sind als Körper. Es heisst auch folgerichtig, wir haben einen Körper und nicht, wir sind den Körper. Wir haben eine Frisur, sind aber nicht unsere Frisur. Wir haben einen Verstand, sind aber nicht unseren Verstand.

Wer sich auf die Reise zu seinem wahren ICH begibt, wird dort den Menschen erkennen, der er wirklich ist. Ganz ohne all die Facetten nach aussen. Ich denke, wir alle wollen geliebt und anerkannt werden, ohne äussere Massstäbe erfüllen zu müssen. Und das gilt auch für dich. Egal wie dein Körper aussieht oder wie leistungsfähig du bist – du bist ein wertvoller und liebenswerter Mensch. Wer das erkennt und fühlt, der hat gewonnen. Und zwar ein glückliches und befreites Leben….

Meine Aktion der 10‘000 Herzen soll eine Botschaft zu den Menschen bringen: Du bist gut, genau so, wie du jetzt bist! Das heisst, ich verschenke 10‘000 Herzen mit dem Aufdruck «Liebe Dich & andere». 10‘000 wertvolle Begegnungen mit Menschen. Und wenn ich jeden Tag ein Herz verschenke, werde ich meine Mission in 30 Jahren beendet haben – mit einem tollen Gefühl!

Versteh mich bitte richtig, ich bin zu 100% für Weiterentwicklung. Aber nicht aus dem Zwang des Mangels heraus, sondern aus Interesse an persönlichem Wachstum.

Ich wünsche dir diese Erkenntnis, Selbstakzeptanz und maximale Selbstliebe!

Andreas Bösch, Gründer von www.zehntausendherzen.com