Sumoringen enthüllt: Das harte Training und die Vorbereitung der Sumoringer

Sumoringer

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Von den Ursprüngen bis zur heutigen Entwicklung erfährst du alles über diesen traditionsreichen Sport. Du möchtest selbst wie ein echter Sumoringer trainieren? Kein Problem! Wir zeigen dir Schritt für Schritt, wie es dir gelingt. Also bist du bereit, den Ring zu betreten?

Was ist Sumoringen?

Sumoringen ist ein traditioneller Kampfsport, der als Nationalsport von Japan gilt. Dabei treten 2 Ringer, auch Rikishi genannt, in einem erhöhten Ring gegeneinander an. Dieser wird auch Dohyo genannt. Das Ziel ist es, den Gegner aus dem Ring zu drängen oder ihn zu Boden zu bringen. Für diesen Sport ist eine Kombination aus Kraft, Technik und geistige Disziplin erforderlich.

Geschichte des Sumoringens

Der Ursprung liegt im Shintoismus, der neben dem Buddhismus die wichtigste Religion in Japan ist.  Die ersten Berichte lassen sich rund 2000 Jahre zurückdatieren, damals endeten die Kämpfe oft tödlich. Ursprünglich war es in Japan ein ritueller Brauch, der dazu diente, Shinto-Gottheit, Kami, um eine reiche Ernte zu bitten. Weswegen die Kämpfe vor einem Schrein oder Tempel abgehalten wurden. Seit etwa 400 Jahren wird Sumoringen als professioneller Wettkampfsport ausgeübt und hat sich im Laufe der Zeit zu dem entwickelt, wie wir es heute kennen. Bis heute ist über dem Ring, immer noch das Dach eines Shinto-Schreins zu finden, um die spirituelle Bedeutung des Sports zu symbolisieren. Im Sumoringen tragen die Kämpfer immer einen Mawashi, einen besonderen Gürtel. Ungebunden ist dieser Gürtel etwa 7 bis 9 Meter lang und wiegt zwischen 3 und 5 Kilogramm. Ursprünglich wurde er eingeführt, um zu zeigen, dass die Kämpfer unbewaffnet sind. Bis heute ist er ein charakteristisches Merkmal des Sports.

Regeln und Ablauf

Vor dem Kampf gibt es eine Zeremonie. Die Kämpfer stampfen mit beiden Beinen und streuen Salz in den Ring, um das Böse zu vertreiben und die Götter um Schutz vor Verletzungen zu bitten. Der Kampf endet sofort, wenn einer der beiden Kämpfer den Dohyo verlässt oder den Boden ausserhalb des Kreises berührt. Dafür gibt es 80 verschiedene Techniken. Aktionen wie Würgen, Kratzen, Faustschläge, Haareziehen sind verboten. Der Kampf dauert insgesamt 3 Runden á 4 Minuten und wird von einem Kampfrichter unterstützt. Die meisten Kämpfe sind bereits nach wenigen Sekunden vorbei. Im Gegensatz zu anderen Kampfsportarten kennt Sumoringen keine Gewichtsklassen. Sie werden in Ränge unterteilt. So kann es theoretisch passieren, dass ein kleiner und leichter Rikishi gegen einen viel grösseren und schwereren antritt.

Wie leben die Sumoringer?

Die Sumoringer leben in den “Heyas”, den Wohngemeinschaften, mit etwa 15 Kämpfern zusammen. Das Leben dort ist anspruchsvoll aufgrund strenger Regeln und Hierarchien. Erfahrene Ringer geniessen zahlreiche Privilegien, während jüngere Ringer mit verschiedenen Aufgaben wie dem Haushalt, dem Kochen und der Vorbereitung des Morgentrainings betraut sind. Erst wenn sie heiraten, dürfen Sumoringer in ihre eigene Wohnung ziehen.

Wie trainieren und essen Sumoringer?

Die Trainingsroutine ist äusserst diszipliniert und streng geregelt. Das Training beginnt bereits um 5 Uhr morgens und dauert mindestens 3 Stunden auf nüchternen Magen. Während des Trainings dürfen die Ringer nicht sprechen und es herrscht eine streng hierarchische Ordnung. Ganz am Anfang sind die Nachwuchsringer dran und es steigert sich je nach Rang.
Um die Sumo Figur zu erreichen, deren hohes Gewicht und niedriger Körperschwerpunkt als ideal für den Sport angesehen wird, essen die Kämpfer spezielle Nahrung. Diese Ernährung zielt darauf ab, eine grosse Menge an Kalorien aufzunehmen, um Gewicht zuzulegen und Muskelmasse auszubauen.

Das Frühstück ist das erste von 2 Mahlzeiten am Tag der Sumo Ringer. Sie essen ein spezielles Gericht namens „Chanko-Nabe“. Das ist ein nahrhafter und kalorienreicher Eintopf, der ihnen die nötige Energie und Nährstoffe nach dem Training liefert. Zudem gibt es Schweinefüsse, gegrillte und frittierte Sardinen und Reis. In der Regel nehmen die Kämpfer 5000-10000 Kalorien am Tag zu sich. Ein Pflichtprogramm ist ein Mittagsschlaf nach dem Essen, da dieser angeblich zur erleichterten Gewichtszunahme beiträgt. Danach geht es wieder ins Training. Zum Abendessen gibt es erneut den speziellen Eintopf.

Das Übergewicht und seine Folgen

Das Durchschnittsgewicht der Sumoringer hat kontinuierlich zugenommen. Heutzutage wiegen sie im Schnitt rund 160 Kilogramm, das sind 15 Kilo mehr als noch vor 30 Jahren. Der Rekord für den schwersten Sumoringer liegt bei 287 Kilogramm bei einer Grösse von 1,84 m. Der Body-Mass-Index (BMI), liegt bei über 47, was deutlich über dem Wert liegt, der normalerweise als Indikator für Übergewicht (BMI von 25 oder höher) gilt. Dieses hohe Gewicht bringt aber auch gesundheitliche Herausforderungen mit sich. Viele Kämpfer leiden unter Herzkreislauf-Erkrankungen und Gelenkproblemen. Auch Probleme mit der Atmung und dem Herz sind keine Seltenheit.

Trainieren wie ein echter Rikishi

Lust, wie ein Sumoringer zu trainieren? Hier sind 4 Übungen, die in keinem Training der Profis fehlen dürfen. Mit unserer Schritt-für-Schritt-Anleitung kannst du selbst wie ein echter Sumoringer trainieren. Bereit? Los geht’s!

Shiko

Dabei handelt es sich um eine grundlegende Übung für die Beine und die Rumpfstabilität. Die Sumoringer wiederholen diese Übung mehrere hunderte Male am Tag, um ihre Kraft und Ausdauer zu verbessern.

  1. Aufwärmen: Bevor es losgeht, wärme dich für 10 Minutenmit dynamischen Bewegungen wie mit leichten Kniebeugen, Ausfallschritten und Armkreisen auf.
  2. Stehende Position einnehmen: Nimm eine aufrechte Haltung, leicht geöffnete Beine und Schulterbreiten Stand ein.
  3. Ein Bein anheben: Hebe nun ein Bein langsam an. Halte dein Gleichgewicht und achte darauf, dass dein Körper stabil bleibt. Halte das angehobene Bein so gerade und hoch wie möglich.
  4. Mit Kraft auf den Boden stampfen: Lass das angehobene Bein mit Kraft auf den Boden stampfen. Setze dabei den Fuss flach auf. Du solltest spüren, wie deine Muskeln aktiv werden.
  5. Beine abwechselnd heben und wiederholen: Wiederhole den Vorgang mit dem anderen Bein. Wiederhole den Shiko mehrmals und versuche die Intensität zu steigern.

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Matawari

Diese Übung der Sumoringer ist sehr anspruchsvoll. Indem die Kämpfer einen Spagat mit dem Oberkörper auf dem Boden ausführen, trainieren sie ihre Hüftflexibilität. Das Erlernen des Matawari erfordert Zeit und Geduld:

  1. Aufwärmen Bevor es losgeht, wärme dich für 10 Minutenmit dynamischen Bewegungen wie mit leichten Kniebeugen, Ausfallschritten und Armkreisen auf.
  2. Sitzende Position einnehmen: Setze dich auf den Boden und strecke deine Beine so weit wie möglich zur Seite aus. Halte deinen Rücken gerade und lege deine Hände neben dich auf den Boden.
  3. Langsam dehnen: Beginne langsam, indem du deine Beine sanft auseinander schiebst, bis du eine angenehme Dehnung in deinen Oberschenkeln spürst.
  4. Position halten: Sobald du deine maximale Dehnposition gefunden hast, halte diese für 10 – 15 Sekunden. Atme dabei tief und gleichmässig.
  5. Entspannen und wiederholen: Löse die Dehnung und entspanne dich für einige Sekunden, bevor du die Übung wiederholst. Achte aber darauf, dass du keine Schmerzen empfindest!

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Teppo

Mithilfe dieser Übung trainieren die Sumoringer ihre Technik und Koordination.

  1. Aufwärmen: Bevor es losgeht, wärme dich für 10 Minutenmit dynamischen Bewegungen wie mit leichten Kniebeugen, Ausfallschritten und Armkreisen auf.
  2. Startposition einnehmen: Stelle dich vor einen stabilen Gegenstand, wie einen Holzstamm. Stehe mit den Füssen schulterbreit auseinander und halte die Arme neben deinem Körper.
  3. Handtechnik: Schlag mit der flachen Hand gegen den Gegenstand. Achte darauf, dass du die Handfläche richtig positionierst, um Verletzungen zu vermeiden. Wiederhole den Schlag mehrmals abwechselnd mit der linken und rechten Hand.
  4. Fussbewegung: Nach jedem Schlag gleite mit einem Fuss in Richtung des Gegenstands. Halte dabei das Gewicht auf dem anderen Fuss und setze den gleitenden Fuss sanft und kontrolliert nach vorne.
  5. Abwechslung und wiederholen: Wechsle zwischen den Schlägen mit der linken und rechten Hand sowie dem Gleiten des linken und rechen Fusses. Versuche die Bewegung zu verinnerlichen und steigere nach und nach das Tempo und die Kraft.

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Suriashi

Diese Übung hilft den Kämpfern, ihre Geschicklichkeit zu verbessern. Die Bewegung ähnelt einem Gleiten und erfordert eine gute Balance.

  1. Aufwärmen: Bevor es losgeht, wärme dich für 10 Minutenmit dynamischen Bewegungen wie mit leichten Kniebeugen, Ausfallschritten und Armkreisen auf.
  2. Startposition einnehmen: Gehe in die Hocke, halte deine Hüften tief und beuge deine Knie. Deine Arme sind vor dir ausgestreckt.
  3. Vorstellung des Gegners: Stelle dir vor, dass du einen Gegner vor dir hast, den du mit deinen Armen vor dir herschiebst. Das hilft dir dabei, ein Gefühl für die Bewegung zu erhalten.
  4. Gleitbewegung: Beginne, dich über den Boden zu bewegen, indem du deine Füsse leicht anhebst und sie gleichmässig und schnell über den Boden gleiten lässt. Versuche dabei eine gute Balance und die Hüften tief zu halten.
  5. Armbewegung: Während du gleitest, schiebe mit den Armen gedanklich den imaginären Gegner vor dir her. Achte darauf, dass du deine Arme nicht zu stark einsetzt. Es soll eine gleichmässige und kontrollierte Bewegung sein.
  6. Körperspannung und Wiederholung: Achte währenddessen auf eine gute Körperspannung und wiederhole die Übung mehrmals.

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Von japanischer Tradition zu internationaler Vielfalt

In den letzten Jahren hat sich ein deutlicher Wandel im Profil der Sumo-Ringer gezeigt. Während in der Vergangenheit vor allem Japaner den Sport dominierten, sind heute immer mehr ausländische Ringer, insbesondere aus der Mongolei und anderen Ländern, in der Sumo-Szene vertreten. Dieser Trend steht im Zusammenhang mit dem gesunkenen Interesse junger Japaner am Sumo-Ringen und den veränderten gesellschaftlichen Bedingungen. Früher war Sumo oft ein Ausweg aus der Armut in ländlichen Gebieten, doch heute ziehen viele junge Japaner andere Karrieremöglichkeiten vor. Trotz dieser Entwicklung bleibt Sumo jedoch ein faszinierender Sport mit einer reichen Geschichte.

Sumo-Wissen kompakt – Schlüsselbegriffe

Asa-geiko: tägliches Morgentraining

Heya: Heisst übersetzt „Zimmer“. Es ist ein zentraler Ort im Leben eines Kämpfers, an dem er lebt, trainiert und Teil einer engen Gemeinschaft ist.

Mashawi: Ist der Gürtel im Sumo-Ringen und symbolisiert die Stärke und Hingabe der Kämpfer

Klimarite: Sind die unzähligen Siegestechniken. Es gibt über 80 Arten davon.

Mage: Ist ein traditioneller Haarknoten und muss von jedem aktiven Kämpfer getragen werden

Rikishi oder Sumotori: Sumokämpfer

Dohyo: sandiger Kampfring

Shiko: Bein- und Hüftübung zur Stärkung der Kraft und Ausdauer

Matawari: Ausführung eines Spagats mit dem Oberkörper am Boden

Teppo: Übung zur Stärkung des Oberkörpers und Koordination

Suriashi: Technik des seitlichen Gleitens und stärkt die Geschicklichkeit

Chanko-Nabe: Nahrhafter und kalorienreicher Eintopf

Wenn du mehr über aufregende Kampfsportarten erfahren willst, dann solltest du unbedingt den Artikel „Der Kickboxer – Über Werte und Opfer“ lesen!

 

Autor: Susanne-Valerie Amon

 

Quellen:
https://www.sueddeutsche.de/panorama/traditionssport-japan-bangt-um-die-zukunft-des-sumo-1.3771137, https://interessante-fakten.de/1452/Sumoringer.html, https://www.japan-rail-pass.com/de/aktivitaten/tokyo/morgendliches-sumo-training, https://www.trainingsworld.com/sportarten/kampfsport/kampfsport-sumoringen-regeln-organisation-ernaehrung-2793974, https://www.de.emb-japan.go.jp/NaJ/NaJ1001/sumo.html, https://gogonihon.com/de/blog/sumo-turnier-tickets/, https://www.terramatermagazin.com/a/m/sumo-ringen-im-goettlichen-gleichgewicht, https://oryoki.de/blog/sumoringer, https://www.terramatermagazin.com/a/m/sumo-ringen-im-goettlichen-gleichgewicht, https://www.augsburger-allgemeine.de/panorama/Sumo-Ringen-Schweres-Schicksal-fuer-pfundige-Sportstars-id57564806.html, https://sumikai.com/nachrichten-aus-japan/sport/sumo-eine-einfuehrung-270251/, https://sumikai.com/nachrichten-aus-japan/sport/sumo-eine-einfuehrung-270251/
https://interessante-fakten.de/1459/Gewicht-eines-Sumo-Ringers.html#:~:text=Der%20bisher%20schwerste%20Sumo%2DRinger,287%20Kilogramm%20auf%20die%20Waage