FITNESS MUMS

fitness mums

Foto: Luana Finelli

Eine spannende Geschichte, die uns Lea – dreifache Mutter und Fitness Mum – in diesem Artikel auf eindrückliche Art erzählt.
Sie spricht Müttern Mut zu und zeigt auf, wie es nach einer Schwangerschaft und Geburt möglich ist, nebst Haushalt, Familie, Partnerschaft und Beruf zu einem ästhetischen Körper zurückzufinden und diesen in Form zu halten. Um solch eine Fitness Mum zu werden ist eine minutiös geplante Tagesstruktur unabdingbar.

24 Stunden reichen nicht aus, der Tag müsste länger sein. Dennoch quetsche ich meine Familie, die Hausarbeit, den Job und natürlich mein intensives Training in den Tag. Von der gewöhnlichen Dreifachmutter und Hausfrau ohne Trainingserfahrung zur internationalen NPC Bikini Athletin innert zwei Jahren – welcome to my life!

Wieso wollte ich mich verändern?

Nach der Geburt meiner dritten Tochter war plötzlich nichts mehr wie zuvor. Die ersten zwei Schwangerschaften steckte mein Körper gut weg. Innert kürzester Zeit und ohne Sport zu treiben sah ich wieder aus wie früher. Nicht so nach meiner letzten Schwangerschaft. Ich erinnere mich, wie ich mich im Spiegel betrachtete und überhaupt nicht begeistert war vom Gegenbild. Der Bauch, die Arme, die Beine, der Po. «Du hattest erst noch ein Baby im Bauch», akzeptierte ich nicht. Ich wollte besser aussehen, einen ästhetischen Körper haben.

Wie habe ich meine Ziele erreicht?

«Consistency is key» – ich begann, ins Gym zu gehen und setzte mir erreichbare Ziele. Nicht von null auf hundert, sondern greifbare, kleine Ziele und ich blieb konsequent dran. Ich beschloss, dreimal pro Woche ins Fitnessstudio zu gehen, nämlich montags, mittwochs und freitags. Es konnte kommen was wollte – das waren meine Trainingstage und kein anderer Termin, kein Kaffeeklatsch mit Freunden, absolut nichts liess mich davon abhalten. Diese Tage waren fix und für mich in Stein gemeisselt. So entging ich der allseits bekannten Aufschieberei nach dem Muster: «Ach, ich trainiere lieber morgen». Das Training schien sich auszuzahlen, ich war begeistert: Ich konnte zusehen, wie die kleinen Schönheitsmakel dahinschmolzen und ich meinem Ziel in kleinen Schrittchen näherkam.

Der Auslöser!

Der Jahrestermin bei meinem Gynäkologen stand an. Stolz auf meine zurückgewonnene Figur betrat ich die Praxis. Er begrüsste mich wie immer herzlich und erkundigte sich nach den Kindern. Er begutachtete meinen Kaiserschnitt und dann passierte es. «Sie haben ja schon wieder einen schön flachen Bauch», schmunzelte er. «Aber ein Sixpack wird das leider nicht mehr nach drei Kaiserschnitten.»

Worte, die mich wie eine Ohrfeige trafen – wumms! Beleidigt stand ich auf, verabschiedete mich sichtlich verärgert, drehte mich um und raunzte: «Ich komme erst wieder zu Ihnen, wenn ich mein Sixpack habe!» Angestachelt verliess ich den Frauenarzt. Tief in mir war das Feuer entfacht. «Kann ich nicht, gibt es nicht», sagte ich mir. Nächstes Ziel: Sixpack. Eigentlich war das vorher nie ein Thema, doch etwas nicht hinzukriegen, liess ich mir nicht einfach so an den Kopf werfen. 

Mein Weg zum Bodybuilding

Eines Tages im Oktober öffnete sich die Tür meines Fitnessstudios und da stand sie: Eine Frau mit einer ausgeprägten Muskulatur. Zum ersten Mal sah ich eine derart athletische Schönheit in der realen Welt. Sie ging zielstrebig zur Langhantel und belud sie mit Gewichten. Eine Platte nach der anderen, mehr als die Männer links und rechts von ihr. Ich war fasziniert und beobachtete, wie sie ihre Übungen langsam und kontrolliert durchführte. Sie war unglaublich fokussiert, als wäre sie ganz alleine im Raum. Wer war das? Und noch wichtiger: Wie um alles in der Welt konnte sie so kräftig sein?

Ich beendete mein Training und ging in die Umkleidekabine. Da stand sie neben mir. «Hi», grüsste ich zögerlich. «Hi», antwortete sie erstaunlich warm und freundlich. Bald waren wir mitten im Gespräch. Sie war selbst zweifache Mutter, ebenfalls mit Kaiserschnitt. Und sie war Bodybuilderin und Fitness Mum. Es geht also doch. Ich erzählte ihr meine Geschichte. Sie schmunzelte und meinte: «Ich schreibe dir einen Plan.»

Als ich am nächsten Trainingstag wieder im Fitnessstudio stand, klebte ein roter Zettel an meiner Schranktür. «Für Lea», stand darauf. Mein erster Trainingsplan! Begeistert machte ich mich ans Werk. In den nächsten Tagen, Wochen und Monaten klebten regelmässig neue Pläne an meinem Kästchen. Aus den drei Trainingstagen wurden fünf und aus den fünf wurden vier Tage Krafttraining und drei Einheiten Ausdauer. Ich lernte viel über Ernährung, den Körper und den Muskelaufbau. Der Sommer kam näher und das Ziel war erreicht: das langersehnte Sixpack.

Der erste Wettkampf

Im November 2019 gab ich Familie und Freunden meinen Entschluss bekannt, als Bikini-Athletin an einem Wettkampf teilzunehmen. Ich begann mit einer professionellen Coachin zu trainieren. Als ich meinen ersten Trainings- und Ernährungsplan von ihr erhielt, realisierte ich schnell: Das ist ein komplett neues Level! Alles ins kleinste Detail geplant: Wann, was und wie trainieren, die Reihenfolge, ja selbst die Ausführung – alles minutiös beschrieben. Mein erster Trainingsplan bestand aus vier Trainingseinheiten. Hinzu kamen noch Ausdauer und Bauchtraining.

Auch der Ernährungsplan hatte es in sich. Bis anhin achtete ich immer auf eine ausgewogene, proteinreiche Ernährung und glaubte, «clean» gegessen zu haben. Aber ich musste noch viel lernen. Die Ernährung macht rund 70 Prozent der Wettkampfform aus und spielt im Bodybuilding eine zentrale Rolle. Alles ist geplant und berechnet: Wasser, Salz, Proteine, Kohlenhydrate, Fette. Der Ernährungsplan besagte fünf Mahlzeiten pro Tag, jede bis aufs Gramm abgewogen. Das brauchte definitiv Planung.

Ich machte Bekanntschaft mit der Welt des «meal prep». Jeden Sonntag wird vorgekocht und die Mahlzeiten für die ganze Woche penibel genau abgewogen und vorbereitet – eine ziemliche Herausforderung für eine Dreifachmutter. Doch jede Bemühung im Leben zahlt sich aus. Insbesondere die «Diet-Phase» brachte die erarbeitete Muskulatur zum Vorschein. Im Oktober 2020 war ich bereit für meinen ersten Wettkampf und startete an den NPC European Championships in Spanien. Ziel erreicht!

Woher stammt die Motivation?

Aufgeben war für mich noch nie eine Option und ist es auch heute nicht. Ich wollte andere Mütter inspirieren und ihnen zeigen, dass Kinder haben nicht bedeutet, seine eigenen Fitnesswünsche und Ziele aufgeben zu müssen. Es ist alles möglich und erreichbar, wenn der Wille da ist. Das treibt mich jeden Tag von Neuem an.

Selbstverständlich ist es nicht immer leicht. Die Tage sind lang, die Nächte kurz. Man muss eine gewisse Balance finden. Aber die Ausrede, keine Zeit fürs Training oder fürs Vorkochen zu haben, existiert für mich nicht. Mit guter Organisation und dem nötigen Willen lässt sich ein Bodybuilding-Alltag mit Familie und Job sehr gut vereinbaren. Zeit findet man – wenn man denn auch wirklich will.

Wie sieht mein Tag als Fitness Mum aus?

Um mein Tagespensum zu schaffen und auch alles in einen Tag zu packen, komme ich um einen Tagesplan mit geregelten Zeiten nicht herum. Mein Tag ist auf die Minute verplant. Ich stehe um 5 Uhr auf und beginne meinen Tag mit Ausdauertraining, noch bevor die Familie aufsteht. Um 6 Uhr gehe ich duschen. Um 6.30 Uhr klingelt der Wecker meines Mannes; wir frühstücken. Um 7 Uhr machen wir die Kinder für die Schule und den Kindergarten parat. Um 7.20 bereiten wir die drei verschiedenen «Znüni-Täschli» vor. Um 7.30 Uhr hupt schon der Schulbus vor der Haustür.

Um 7.45 Uhr fahre ich zur Arbeit. Von 9 bis 16 Uhr arbeite ich als Geschäftsleiterin eines Fitnessstudios. Um 17 Uhr ist es Zeit für mein tägliches Training im Fitnessstudio. Pünktlich um 18 Uhr hole ich die Kinder von der Schule und vom Kindergarten ab. Um 18.30 Uhr koche ich das Abendessen für die Familie, gleichzeitig helfe ich den Kindern bei den Hausaufgaben. Um 19 Uhr essen wir. Das Abendessen mit der ganzen Familie ist mir sehr wichtig. Um 20 Uhr bringen wir die Kinder ins Bett – endlich Feierabend und Momente für Zweisamkeit mit meinem Mann.

Spätestens um 22 Uhr ist es Zeit, ins Bett zu gehen. – Ich weiss: Für jeden normalen Menschen klingt das ziemlich verrückt, kleinkariert und verkrampft. Für mich als Fitness Mum ist es aber die einzige Möglichkeit, meine Leidenschaft Bodybuilding, mein Familienleben sowie die Arbeit unter einen Hut zu kriegen. Zeitmanagement ist entscheidend.

Meine Message an alle Fitness Mum’s oder die, die es werden möchten!

Allen Müttern und Frauen, die sich verändern möchten, rufe ich zu: «Verschiebt nichts auf morgen oder auf den nächsten Montag. Startet mit euren Veränderungen heute, jetzt, in dieser Minute! Ihr seid es wert, erfüllt euch eure persönlichen Träume! Ganz nach der Devise: «Kann ich nicht, gibt es nicht». Werdet auch zu einer Fitness Mum!

Alles Liebe, eure Lea