Foto: Shaun Higson; Muscle Beach, Venice Beach, Los Angeles, 1993
Ein Mann, bekannt für seine beeindruckenden Körperproportionen. Die Rede ist von Tom Platz auch «The Golden Eagle» oder «The Quadfather» genannt – berühmt für seine besonderen Beine und seine charismatische Präsenz auf der Bühne. Platz‘ einzigartige Theorie zur Kniebeuge und seine leidenschaftliche Trainingsphilosophie machten ihn zu einer Legende im Bodybuilding. Erfahre in diesem Artikel mehr über Tom Platz’ Hintergrund, seinem Training und Ernährung sowie seinem Leben nach dem Bodybuilding.
Herkunft und Hintergrund
Tom Platz, mit vollem Namen Thomas Steven, ist US-amerikanischer Bodybuilder und wurde am 26. Juni 1955 auf einer Armeebasis in Fort Sill, Oklahoma, geboren. Im Alter von zehn Jahren bekam Tom von seinen Eltern ein Joe Weider Gewichte-Set zu Weihnachten geschenkt. Von dem er, nach eigener Aussage, sofort spürte, dass es sein Leben grundlegend verändern würde.
Später sah Platz ein Poster von Dave Draper und war inspiriert, also ermutigte ihn sein Vater zum Training. So begann Tom zuhause im Keller mit dem Heben von Gewichten. Dabei nutze er verschiedene Trainingspläne, die sein Vater ihm vorlas. Toms jüngere Geschwister übten währenddessen das Zählen, indem sie Toms Wiederholungen mitzählten. Im Alter von 11 Jahren hatte er die Idee Mr. Universum zu werden in seinem Kopf fest verankert und schrieb an Joe Weider. Tom bat ihn um ehrliche Kritik an seinem Körperbau. Überraschenderweise schrieb er zurück und damals sagte Joe Weider tatsächlich zu Platz, dass er an seinen Beinen arbeiten müsse.
Mit 15 Jahren zog er nach Kansas City, wo er sich bereits in diesen jungen Jahren als Trainer etablieren wollte. Obwohl er damals keine offiziellen Zertifizierungen besass, erkannte der Studiobesitzer Platz‘ grosse Motivation und stellte ihn ein. Nachdem er sich in der Rolle des Trainers eingelebt hatte, begann Platz sich intensiver mit dem Beintraining zu beschäftigen und lernte die korrekte Ausführung von Kniebeugen. Allerdings schaffte er maximal 95 Pfund (etwa 43kg) für 3 Sätze mit je 10 Wiederholungen. Das Beintraining machte ihm kaum Spass, sodass er sich nicht voll und ganz darauf konzentrierte. Seine Beine blieben eher dünn.
Als Tom nach Detroit umzog, entdeckte er ein Fitnessstudio voller erfahrener Gewichtheber, die ihm beibrachten, wie er seine Beine wirklich zum Wachsen bringen konnte. Durch das Perfektionieren seiner Kniebeugen und das Erlernen der berüchtigten «Hack-Squats» (Hackenschmidt Kniebeuge) machte Tom enorme Fortschritte bei der Entwicklung seiner Beinmuskulatur. Er verfolgte die Bodybuilding-Karriere mit voller Wucht. Das junge Phänomen erwarb gleichzeitig einen Bachelor-Abschluss in wissenschaftlicher Physiologie sowie einen Master-Abschluss in Fitnesswissenschaft.
In den 70er und 80er Jahren zählte Tom zu den gefeiertsten Bodybuildern seiner Zeit. Mehrmals betrat er die Bühne des Mr. Olympia-Wettbewerbs und mass sich dort mit Grössen wie Arnold Schwarzenegger. Durch sein Charisma, seine Arbeitsethik, sein Trainingsstil und einiger weiterer Gründe, war Platz einer der beliebtesten Bodybuilder in der Szene.
Karriere im Bodybuilding
Wettbewerbe
- 1995: Honorary Mr. America
- 1987: Detroit Pro Invitational, 6. Platz
- 1986: Mr. Olympia, 11. Platz
- 1985: Mr. Olympia, 7. Platz
- 1984: Mr. Olympia, 9. Platz
- 1982: Mr. Olympia, 6. Platz
- 1981: Mr. Olympia, 3. Platz
- 1980: World Pro Championships, Mr. Universe
- 1980: Mr. Olympia, 8. Platz
- 1980: Night of Champions, 12. Platz
- 1979: Mr. Olympia, 8. Platz
- 1978: World Amateur Championships, Mr. Universe
- 1978: Mr. America, 2. Platz
- 1977: Mr. Southeastern USA
- 1977: Mr. America, 2. Platz
- 1976: Mr. America, 3. Platz
- 1975: Mr. Michigan
- 1974: Junior & Senior State Powerlifting Championships
- 1974: Teen Mr. America, 2. Platz
- 1973: Mr. Adonis
- 1973: Mr. Ironman
Foto: Wayne Gallasch
Das Training von Tom Platz
In den 1980er Jahren trainierte Tom Platz vier Tage pro Woche. Er quetschte Rücken- und Brusttraining in einen Tag. Er begann den Tag mit einem Brusttraining und führte das Rückentraining spät in der Nacht durch. Ansonsten widmete er jeweils einen Tag dem Schulter-, Arm- und Beintraining. Am fünften Tag nahm er sich frei und wiederholte danach diesen Zyklus.
Platz führte sowohl Isolations- als auch Verbundübungen durch, um seinen Körperbau vollständig zu entwickeln. Dabei setzte er vor allem auf freie Gewichte und einfache Maschinen. Er absolvierte oft mehr als die bei Bodybuildern üblichen 8 bis 12 Wiederholungen. Nicht selten führte er über 20 Wiederholungen und mehr durch. Tom soll es weniger um die Wiederholungen und Sätze gegangen sein, als viel mehr um die Intensität und die Dauer der Übungen. So machte er eine Übung zum Beispiel 20 bis 25 Minuten über viele Sätze hinweg und ging dann zur Nächsten. Insgesamt setzte er auf weniger verschiedene Übungen, da er bei denen, von welchen er überzeugt war, entsprechend lange verweilte.
Tom mochte es, an seine Grenzen zu gehen – sein Ziel war es, das Fitnessstudio nie mit dem Gefühl zu verlassen, dass er noch mehr hätte leisten können. Er war überzeugt davon dass, selbst wenn man denkt, ein Satz sei geschafft, noch fünf Wiederholungen in sich hat! Seine Kritiker stehen dieser Einstellung skeptisch gegenüber. Sie glauben, dass Platz einfach ein übertriebenes Trainingsvolumen hatte, das zu Verletzungen führen kann.
Toms Brust-Workout
Übung | Sätze | Wiederholungen |
Schrägbankdrücken mit Kurzhanteln | 5 – 6 | 10 – 20 |
Kurzhantel-Brustfliegen | 5 – 6 | 10 – 20 |
Butterfly | 5 – 6 | 10 – 20 |
Gewichtete Dips | 3 – 4 | Bis du nicht mehr kannst |
Das berühmte Beintraining
Toms Beintraining ist bis heute legendär. Als eine der bekanntesten Figuren des Bodybuildings in den 70er und 80er Jahren gibt es viele wertvolle Einblicke, wie er seine massiven und muskulösen Beine aufgebaut hat. Platz war bekannt für seine extreme Disziplin und seinen unermüdlichen Einsatz. Er steckte unzählige Stunden in die Entwicklung seiner Beinmuskulatur und entwickelte ein komplexes und äusserst effektives Trainingsprogramm. Tom beschränkte sich nicht nur auf Kniebeugen und Wadenheben, sondern setzte auf eine Vielzahl von Übungen.
Übung | Sätze | Wiederholungen |
Langhantel-Kniebeuge
|
7 – 10 | 10 – 30 |
Hackenschmidt Kniebeuge | 3 | 15 – 20 |
Beinstrecken | 5 – 8 | 10 – 15 |
Beinbeuge liegend | 5 – 8 | 7 – 20 |
Tom’s Arm Workout
Übung | Sätze | Wiederholungen |
Langhantelcurl stehend | 4 | 10 – 15 |
Schrägbank Kurzhantel-Curls | 4 | 10 – 20 |
Klassische Curls | 4 | 10 – 20 |
Trizepsdrücken am Kabelzug | 4 | 10 – 20 |
Die Squat-Theorie
Tom Platz hat eine besondere Theorie rund um die Königsübung, die Kniebeuge, entwickelt. Für ihn war diese Übung mehr als nur eine körperliche Herausforderung – sie stand symbolisch für das Leben. Platz war überzeugt, dass das Beherrschen tiefer und schwieriger Kniebeugen den Willen zeigt, Hindernisse zu überwinden und persönlich zu wachsen. Er sagte, dass man nur durch perfekte Technik, also die richtige Tiefe und Körperhaltung, die besten Ergebnisse in Muskelaufbau und Verletzungsprävention erzielen kann.
Du suchst Inspiration und Übungen für deinen Trainingsplan? Dann hol dir jetzt die erprobten MyWorkout Trainingspläne und überlasse nichts dem Zufall!
Foto: Wayne Gallasch; Tom Platz bei seinem Seminar „Posing“ in Adelaide, Süd-Australien in 1984
Tom Platz’ Philosphie
Hier die wichtigsten Aspekte der Philosophie des «Golden Eagle»:
- Extrem hohe Intensität: Er ist für seine, oft jenseits der gewöhnlichen Grenzen gehenden Trainingseinheiten bekannt. Besonders seine Beintrainings sind legendär. Er glaubte daran, dass man nur durch maximalen Einsatz, der bis an die Schmerzgrenze und darüber hinaus geht, herausragende Resultate erzielen kann.
- Häufigkeit und Volumen: Platz trainierte mit hohen Wiederholungszahlen und einer grossen Anzahl an Sätzen, vor allem beim Beintraining. Während andere Bodybuilder schwere Gewichte mit wenigen Wiederholungen bevorzugten, setzte er auf bis zu 20 Wiederholungen und oft sogar noch weit über diese Anzahl hinaus. Auch bei den Sätzen machte Tom gerne den einen oder anderen mehr, solange es gut funktionierte.
- Mentale Stärke: Für Platz war das Training nicht nur eine physische Herausforderung, sondern auch eine mentale. Er sagte oft, dass das Gehirn wichtiger sei als der Körper, weil die mentale Fähigkeit, den Schmerz zu überwinden und weiterzumachen, den Unterschied zwischen Durchschnitt und Aussergewöhnlich mache.
- Technik und Kontrolle: Trotz der Intensität legte Platz grossen Wert auf perfekte Technik. Er betonte, dass saubere Ausführung bei den Übungen notwendig sei, um Verletzungen zu vermeiden und die maximale Muskelstimulation zu erreichen. Besonders beim Kniebeugen war er für seine makellose Form bekannt.
- Fokus auf die Beine und Kniebeugen als Schlüsselübung: Er setzte sich intensiv mit dem Beintraining auseinander und glaubte, dass die Entwicklung der Beine der Schlüssel zu einer außergewöhnlichen Körperentwicklung sei.Tom Platz gilt als einer der besten Kniebeugen-Spezialisten in der Geschichte des Bodybuildings. Kniebeugen waren das Herzstück seines Trainings, und er führte sie oft mit extrem schweren Gewichten und hohen Wiederholungszahlen aus. Für ihn war die Kniebeuge die beste Übung, um Stärke und Muskelmasse in den Beinen aufzubauen.
Ernährung
Tom Platz war diszipliniert in Bezug auf seine Ernährungsgewohnheiten und stellte sicher, dass er die richtigen Lebensmittel in den richtigen Mengen und zur richtigen Zeit zu sich nahm.
Platz ernährte sich proteinreich und ass häufig kleine Mahlzeiten über den Tag verteilt, um das Energieniveau aufrechtzuerhalten. Platz trainierte intensiv und verbrannte während der Woche eine grosse Anzahl von Kalorien. Daher musste er eine kalorienreiche Ernährung zu sich nehmen, die selbstverständlich reich an Makro- und Mikronährstoffen war. Nachfolgend Tom’s Routine während seiner Wettkampfjahre.
Mahlzeit 1 (Mahlzeit vor dem Training)
- 2 Scheiben Vollkorntoast mit Butter und Marmelade
- Saft oder Milch
- Kaffee
- Nahrungsergänzungsmittel
Mittagessen (nach dem Training)
- 3 bis 6 Eier
- Hamburger Patty
- In Scheiben geschnittene Tomaten
- 2 Scheiben Vollkornbrot
- Saft
Snack
- Käse und Kekse
- 1 Glas Milch
Abendessen
- Grosser Prime Rib Salat mit Hüttenkäse und Nüssen
- Brot und Butter
- Ein Stück Kuchen oder Eiscreme
- Kaffee oder Milch
Snack
- Eisbecher oder Tüte mit Nüssen
Leben nach dem Bodybuilding
Tom Platz ist immer noch stark in der Fitnessbranche engagiert und gibt sein Wissen und seine Trainingsmethoden an jüngere Generationen weiter. Im August 2023 wurde bei ihm die Bell-Lähmung diagnostiziert, die sich auf die Nerven in einer Gesichtshälfte auswirkt. Trotzdem bleibt er weiter aktiv und kritisiert die Nahrungsergänzungsmittelindustrie für die vielen versteckten Inhaltsstoffe, die man in Proteinpulvern, Boostern und anderen Nahrungsergänzungsmitteln finden kann, die eigentlich «transparente» Etiketten haben sollten. Er behauptet, dass er sich bei seiner Ernährung nach wie vor auf Vollwertkost konzentriert.
Fazit
Tom Platz gilt als Legende im Bodybuilding, vor allem für seine extrem intensive Trainingsphilosophie und seinen unerschütterlichen Willen, Grenzen zu überwinden. Seine Herangehensweise an das Training betonte nicht nur körperliche Stärke, sondern auch mentale Belastbarkeit. Platz setzte auf Disziplin, saubere Technik und die Fähigkeit, über den Schmerz hinauszugehen, um aussergewöhnliche Erfolge zu erzielen. Noch heute noch werden viele Athleten durch seine Ansichten inspiriert und sein Einfluss in der Bodybuilding-Szene bleibt weiterhin spürbar.
Wir bedanken uns bei Wayne Gallasch und gmvbodybuilding.com für die grossartigen Bilder.
Quellen:
- https://pumpx.app/blog/tom-platzs-workout-routine/
- https://kingsbox.com/blog/de/home-gym/tom-platz-der-koenig-der-squat-von-bein-von-stahl/#Einige_der_beliebtesten_Beinuebungen_von_Tom_Platz_mit_einer_kurzen_Erklaerung_wie_man_sie_richtig_macht
- https://generationiron.com/tom-platz-profile-stats/
- https://pumpx.app/blog/tom-platzs-workout-routine/
- https://thebarbell.com/tom-platz-workout/
- https://fitnessvolt.com/tom-platz-profile/