Hamun Bahadorvand macht eine Sportübung
Foto: Sportograf

Wie gross bist du? Und wie schwer? Mit diesen zwei Werten lässt sich der Body-Mass-Index (BMI) berechnen. Die Formel heisst: Körpergewicht in kg geteilt durch Körpergrösse in Metern im Quadrat. Zum Beispiel 70 kg geteilt durch 1,7 m im Quadrat ergibt einen BMI von 24,2. Bis 25 ist normalgewichtig. Wer auf einen Wert von 25 bis 30 kommt, gilt als übergewichtig. Wer einen BMI über 30 hat, leidet per Definition an einer chronischen Krankheit, an Adipositas. Betroffene leiden an Stigmatisierungen. Es ist bekannt, dass mindestens ein Viertel der Übergewichtigen stigmatisiert, ja sogar ausgegrenzt werden. Wer deutlich zu viel Kilos mit sich herumträgt, hat es in doppelter Hinsicht schwer. Zum Übergewicht und dessen gesundheitlichen Probleme wie Kniebeschwerden, Rückenschmerzen, Bluthochdruck und Diabetes. kommen im Alltag blöde Sprüche, nutzlose Ratschläge und Diskriminierungen dazu. Die Folgen: Man zieht sich zurück, aber damit wird die Leidensgeschichte nur verlängert.

Grosser Leidensdruck

Der iranstämmige Hamun Bahadorvand weiss davon ein Lied zu singen. Er war stark übergewichtig und hatte die Kontrolle über sein Gewicht komplett verloren. Auch ihm blieben Vorurteile nicht erspart. Als Übergewichtiger musste er erfahren, dass er nicht der Norm entspricht und von der Gesellschaft anders wahrgenommen wird. Zudem litt er unter Panikattacken und Kurzatmigkeit. Krankenhausbesuche waren schon fast an der Tagesordnung. Eine weitere Herausforderung: Mit seiner Körperfülle war es für ihn schwierig, Kleider in passender Grösse zu finden. Pullover der Grösse XXXL musste er sich gegen Ende kaufen, um überhaupt noch etwas anziehen zu können. Alltagssituationen wurden anstrengender, konnte er sich kaum noch die Schuhe binden, weil der Bauch ihm in den Weg kam. Übergewichtige sollten möglichst früh mit einer Therapie beginnen. Bei Hamun war es höchste Zeit, eine Veränderung vorzunehmen. «Du musst halt weniger essen», ist für Übergewichtige kein guter Ratschlag. Der Magen sendet keine Signale mehr, wenn er genug hat. Bei fehlender Sättigung geht jede Zurückhaltung verloren.

Ein Teufelskreis

Hamun Bahadorvand dicker in einem schwarzen t-Shirt
Foto: Archiv

Das Gefühl, satt zu sein, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Einer der wichtigsten ist die Füllung des Magens. Ist er mit 300 bis 400 ml Nahrung gefüllt, melden das normalerweise Dehnungsrezeptoren dem Gehirn. Essen wir – wie viele adipöse Menschen – regelmässig darüber hinaus, kann sich der Magen mit der Zeit bis auf das doppelte Volumen vergrössern. Normale Portionen lösen dann kein Sättigungssignal mehr aus. Es beginnt ein Teufelskreis. Doch Sättigung ist nicht allein von der Magenfüllung gesteuert. Vor allem der nach dem Essen steigende Zuckerspiegel im Blut signalisiert dem Gehirn, satt zu sein. Bei gesunden Menschen steuern der Zuckerspiegel und das Zusammenspiel verschiedener Hormone das Hungergefühl. Anders bei vielen Adipösen. Bei ihnen ist dieses Regelsystem gestört. Obwohl reichlich Insulin und Zucker im Blut vorhanden sind, fehlt das Stoppsignal. Es gibt keine Warnung vor unnötiger Energieaufnahme. Der Zuckerüberschuss wird in Fettreserven umgebaut. Das Gehirn produziert weiterhin ungebremstes Hungergefühl und signalisiert «essen». Dann ist noch ein weiteres Phänomen bekannt. Unabhängig von der Sättigung, schafft es das Hirn allein durch die Vorstellungskraft, dass wir Hunger empfinden. Kreisen die Gedanken ums Essen, dann sorgt nur schon das für Heisshunger, obwohl wir längst satt sind.

 

Sport – Hamuns grosse Leidenschaft

Hamun Bahadorvand macht eine Sportübung im Fitnessstudio
Foto: Sportograf
Was für eine Bewältigungsstrategie hat Hamun Bahadorvand beim Abnehmen geholfen? Dank eines Freundes und Arbeitskollegen, der zu jener Zeit eine Gruppe leitete, kam er zum Kampfsport. Kampfsport hat ihn schon immer interessiert, war er doch überzeugt, dass es um mehr als blosses «Dreinschlagen» geht. Was nämlich einen guten Kämpfer ausmacht, ist das intensive Ganzkörpertraining. «Durch den Sport habe ich Sachen erreicht, die mit Geld nicht aufzuwiegen sind.» Dazu gehört sehr viel Disziplin. Für Hamun war der Sport definitiv die Erlösung und er kann mit Sicherheit sagen, «dass durch die ersten Resultate die Motivation immer grösser wurde.» Es ist ein Prozess in kleinen Schritten, aber es ist ihm gelungen. Vieles ist wieder möglich, was vorher unvorstellbar war und es macht ihm Spass.

 

Mittlerweile hat sich Hamun der Fitness-Sportart «Hyrox» verschrieben, ein wettkampforientierter Event, der seit 2017 existiert. Es handelt sich dabei um einen Fitness-Wettkampf für Frauen und Männer, gestuft nach Geschlecht und Altersklassen. Es zählt die benötigte Zeit für den Parcours, der aus Kraft-, Ausdauer- und Laufeinheiten besteht. «Hyrox ist für mich etwas ganz Besonderes und mittlerweile zu meiner Leidenschaft geworden.»

 

Ein Training von Hamun besteht aus einem Ganzkörper-Workout. Sowohl Kraft als auch Ausdauer treibt er an die Spitze. Er versucht immer, das Optimum aus seinem Körper herauszuholen. Dazu trainiert er im Fitnessstudio 4- bis 5-mal die Woche während 60 bis 70 Minuten. Gerne begibt er sich auch in die Natur und läuft seine 10 Kilometer am Stück.

 

Und welche Rolle spielt die Ernährung? Diäten sind bei Adipositas nicht zielführend. Bei einem BMI von über 40 schafft es nur eine Frau von rd. 700, ihr Zielgewicht zu erreichen, bei Männern sogar noch weniger. Das Problem: Bei einer Diät geht als Erstes Muskelmasse verloren. Nimmt man wieder zu, setzt vor allem Fett an. Dadurch sinkt der Grundumsatz und man verbraucht beim Nichtstun auf einmal weniger Kalorien als vorher. Hamun hat sich schon immer gesund ernährt, viel Gemüse, Low-Carb-Produkte und genügend Flüssigkeit. Mittlerweile versucht er auch, weniger Fleisch zu essen. Ab und zu gönnt er sich eine Pizza. Die Abwechslung macht es aus. Strickte Verbote führen meistens zu Rückschlägen – Jo-Jo-Effekt – oder man verliert die Lust am Ganzen.

 

Heute ein anderer Mensch

Heute ist Hamun ein «neuer» Mensch. Seine Lebensqualität hat sich erheblich verbessert. Nicht geändert haben sich sein Charakter und sein Auftreten gegenüber Menschen. Was sich aber zum Positiven gewendet hat, sind sein Selbstbewusstsein und seine Überzeugung, dass kein Ziel unerreichbar ist. Er stellt sich immer wieder grossen Herausforderungen und staunt, was alles machbar ist. Man darf den Glauben an sich nie verlieren, dann können wir Berge versetzen. Geld ist nicht prioritär, sondern Ziele, die einen weiterbringen und auch anderen helfen.

 

Tipps von Hamun

Setze dir ein grosses Ziel und starte einfach mal. Verliere nie das Ziel aus den Augen. Gib die Hoffnung nie auf. Ziehe dich nicht ins Schneckenhaus zurück, sondern pflege soziale Kontakte. Lege dir ein Hobby zu und treibe Sport. Lasse keine negativ belastenden Gefühle zu. Und das Wichtigste: Disziplin! Ohne Willensanstrengung geht nichts. Das sind zwar alles nur Schlagworte. Aber du musst dich vor den Spiegel stellen und dich fragen, warum du mit einer Veränderung beginnen willst oder bereits angefangen hast. Sich selbst belügt man nie. Schuldzuweisungen gibt man nur anderen, um sich zu rechtfertigen. Es ist wirklich ein langer Prozess in kleinen Schritten, aber er kann gelingen.
Wenn du Fragen hast, schreibe mich jederzeit auf meinem Instagram-Kanal an – ich helfe dir gerne und erst noch kostenlos.

 

Noch mehr zum Thema Motivation, Ziele und Disziplin erfährst du im MyWorkout Motivation Guide 2.0.