Bare-Knuckle: Die originale Form des Boxens

zwei männer beim bare knuckle boxen ( Faustkampf )
Foto: Volodymyr Tverdokhlib

Während sich die Welt des Boxens weiterentwickelt, kehren einige mutige Athleten zu den Wurzeln des Sports zurück, legen die Handschuhe ab und widmen sich dem Bare-Knuckle-Boxen.

 

Der Begriff Bare-Knuckle stammt aus dem Boxsport und bezeichnet den blossen Fingerknöchel. Das Bare-Knuckle-Boxen ist eine Sportart, die ohne Boxhandschuhe praktiziert wird. Boxkämpfe mit der blossen Faust stellen im Gegensatz zum klassischen Boxen ein erhöhtes Verletzungsrisiko dar, da zwischen Faust und dem Auftreffpunkt des Gegners kein schützendes Polster liegt. Diese Art des Boxens ist bekannt als Faustkampf, Preiskampf oder illegales Boxen. Die heutige rechtliche Zulässigkeit von Bare-Knuckle-Boxen variiert von Land zu Land und der Rechtsprechung. In einigen Ländern ist es verboten, in anderen Ländern möglicherweise unter bestimmten Auflagen erlaubt. Es ist wichtig zu beachten, dass Bare-Knuckle-Boxen oft als riskanter angesehen wird als das moderne Boxen mit Handschuhen.

 

Für Veranstaltungen oder Ligen, die Bare-Knuckle-Boxen anbieten, sind strenge Sicherheitsmassnahmen und spezielle Genehmigungen erforderlich, um den rechtlichen Anforderungen gerecht zu werden. Wie zum Beispiel Verbote bestimmter Techniken oder die Anwesenheit qualifizierter Richter. Es ist ratsam, die lokalen Vorschriften zu prüfen, bevor man sich an solchen Veranstaltungen beteiligt.

Wo hat das Boxen seinen Anfang genommen?

Der Herzog von Albemarle führte den ersten schriftlich dokumentierten Kampf des modernen Boxens. Seit 1698 fanden regelmässig Boxveranstaltungen im Londoner Königstheater statt. Die Hände waren in der Regel nicht bandagiert und die Fingerknöchel wurden ungeschützt gelassen, was als Bare-Knuckle-Boxen bekannt ist. Faustkämpfe gehören zur Geschichte der Kämpfe von Clans, um die Kontrolle in Stadtvierteln, um Erbschaften und vieles mehr. Die Kämpfe sind inszeniert und finden vor Publikum statt, oft werden sie von Wetten begleitet, das unterscheidet sie von Schlägereien.

Erst nachdem das Boxen als regulierte Sportart um 1850 von den unkontrollierbaren Faustkämpfen abgelöst wurde, entwickelte sich das Bare-Knuckle-Boxing als paralleler Männersport in der Illegalität.

Titelfoto zum Artikel "Die 10 grössten Fehler beim Muskelaufbau".

Foto: Artokoloro – Mount Morgan, Queensland, circa 1910, ein Bare-Knuckle Boxkampf auf einem Campingplatz.

Unterschiede zum traditionellen Boxen mit Handschuhen

Wie auch bei anderen Sportarten kann man verschiedene Boxtechniken voneinander unterscheiden. Nachfolgend findest du die wichtigsten Unterschiede zwischen dem traditionellen Boxen und dem Bare-Knuckle-Boxen auf einen Blick.  
Traditionelles Boxen Bare-Knuckle-Boxen
Boxhandschuhe Keine Boxhandschuhe
Kein enger Körperkontakt Enger Körperkontakt
Im Vergleich kein hohes Verletzungsrisiko Höheres Verletzungsrisiko
Feste Regeln Regeln variieren nach Veranstaltung
Regulierter und anerkannter Sport Nicht international anerkannter Sport

Weitere Unterscheidungsmöglichkeiten könnten Stil, Schlagtechniken, Fussarbeit, Verteidigungstechniken, Taktik und Konditionierung sein. Die Unterschiede tragen dazu bei, dass jeder Boxer seinen eigenen Stil und Ansatz im Ring entwickelt. Sowohl das traditionelle Boxen als auch das Bare-Knuckle-Boxen bieten einzigartige Eindrücke und Herausforderungen.

 

Wettkämpfe heute

Aktuell sind Wettkämpfe in mehreren Ländern nicht mehr erlaubt wegen der hohen Verletzungsgefahr. Jedoch werden die Kämpfe oft illegal im Untergrund durchgeführt, wie zum Beispiel in England, Irland, USA, Deutschland oder Polen.
Mit zunehmender Beliebtheit der Mixed Martial Arts wuchs auch das Interesse an professionellen Bare-Knuckle-Meisterschaften. Am 2. Juni 2018 fand in Cheyenne, Wyoming, USA, die erste legale Meisterschaft seit 130 Jahren, genannt Bare Knuckle Fighting Championship, statt. Dies markierte einen bedeutenden historischen Moment in der amerikanischen Kampfsport-Geschichte.

 

Filme mit Bare-Knuckle-Boxen

  • Hard Times „Ein stahlharter Mann“, mit Charles Bronson (1975)
  • Der Mann aus San Fernando, mit Clint Eastwood (1978)
  • Mit Vollgas nach San Fernando, mit Clint Eastwood (1981)
  • In einem fernen Land, mit Tom Cruise (1992)
  • Fight Club, mit Brad Pitt (1999)
  • Snatch – Schweine und Diamanten, mit Brad Pitt (2000)
  • Gangs of New York, mit Leonardo DiCaprio (2002)
  • Strength and Honour, mit Michael Madsen (2007)
  • Fighting, mit Channing Tatum (2009)

Tod nach Bare-Knuckle-Boxen (†38)

Der ehemalige MMA-Kämpfer Justin Thornton starb bei einem Wettkampf der Bare Knuckle Fighting Championship (BKFC) an den Folgen eines KO-Schlags von seinem Gegner Dillon Cleckler. Am 20. August 2020 kämpfte der 38-Jährige Kampfsportler im Coast Coliseum von Biloxi, Mississippi, USA. Nach bereits 19 Sekunden ging er KO und schlug mit dem Kopf auf der Matte auf. Er wurde anschliessend ins Krankenhaus gebracht und sie versorgten Thornton wegen seiner schweren Verletzungen. Britische Medien berichten, dass Thornton nach dem KO-Schlag teilweise gelähmt war. Seine Freundin Amber Willard schrieb, dass er sich wegen einer Lungenentzündung und einer Rückenmarksverletzung in Behandlung befinde. Er war aber fähig, Fernsehsendungen zu schauen und Witze zu machen. Trotz der ärztlichen Versorgung erholte er sich nicht von seinen Verletzungen. Sechs Wochen nach dem Wettkampf der Bare Knuckle Fighting Championship (BKFC) verstarb Justin er am 4. Oktober 2021 an den Folgen des Kampfes. Dave Fledman, CEO von BKFC, bestätigte am 4. Oktober den Tod des MMA-Kämpfers. „Wir schliessen uns dem Rest der Kampfsportgemeinschaft an und sprechen seiner Familie und seinen Angehörigen unser tief empfundenes Beileid aus.“
Der Schock nach seinem Tod war enorm.

 

Die Fans des Boxers gaben dem Veranstalter die Schuld an Thorntons Tod. Nach Ansicht vieler war die Auswahl der Gegner unausgeglichen gewesen. Im Internet äusserten manche Kritik an Bare-Knuckle-Boxen. Box-Promoter Lou DiBella bekundete sein aufrichtiges Beileid gegenüber der Familie von Justin Thornton. “Der Zustand der Kampfsportregulierung in Amerika ist grauenhaft.» UFC-Präsident Dana White sagte vor Reportern in Las Vegas: „Ist wirklich irgendjemand schockiert?!“ Er erklärte: „Ich meine, es ist ein Kampf mit blossen Händen?! Ich bin kein grosser Fan davon. «Ich bin besorgt, wenn einige unserer Leute dorthin wechseln.“ Verbandspräsident Mike Mazzulli äusserte, dass Bare-Knuckle-Boxen an Zuwachs gewinnt, da Boxer, die die Tests nicht bestehen, um MMA-Kämpfer zu werden, zum Bare-Knuckle-Boxen wechseln. Es handelt sich um ein Recycling von Kämpfern, die nicht mehr im Ring stehen sollten. Letztendlich sagt er, dass es ein gutes Beispiel dafür ist, was beim Kämpfen ohne Handschuhe falsch läuft und was sie diesen Kämpfern antun. Das beunruhigt ihn. Wir reden über die Sicher- sowie die Gesundheit der Kämpfer um jeden Preis. Das muss aufhören!“

 

Frauen und Bare-Knuckle-Boxen

Schon in der Vergangenheit war das Boxen nicht nur ein Männersport. In London gab es eine Underground-Bare-Knuckle-Boxszene für Frauen, in der sie gegeneinander um Ruhm, Reichtum oder Überleben kämpften. Was waren Gründe für die Teilnahme an einem so brutalen und gefährlichen Sport? Die Antwort ist weder einfach noch genau zu beantworten, da verschiedene Frauen unterschiedliche Motivationen und Ziele hatten. Auf der Grundlage von historischen Aufzeichnungen und Berichten kann man jedoch einige der gemeinsamen Faktoren identifizieren, die diese Frauen beeinflusst oder ermutigt haben, in den Boxring zu treten.

 

Hier sind einige davon:

  • Persönliche Streitigkeiten schlichten
  • Verteidigung ihrer Ehre
  • Geld verdienen
  • Wettkampf um Sport oder Unterhaltung

Heute immer beliebter – auch bei Frauen! Frauen, die im echten Faustkampf gegeneinander antreten. Paige VanZant, die ehemalige Kampfsportlerin aus den USA und Britain Hart, amerikanische professionelle Boxerin, sind 2021 in den Ring der Bare Knuckle Fighting Championship getreten. In der UFC erlangte VanZant weltweite Bekanntheit. Auch weil sie ausserhalb des Rings eine tolle Figur macht. Die beiden Frauen lieferten sich ein intensives Duell! Fünf Runden lang, wobei Paige im Laufe immer besser wurde. Vor allem in der letzten Runde setzte sie Britain Hart mit brutalen Schlägen stark unter Druck. Letztlich gewann Hart den Kampf einstimmig nach Punkten.

 

Einige bemerkenswerte Boxerinnen, die in der Geschichte und Kultur des Bare-Knuckle-Boxens ihre Spuren hinterlassen haben.

  • Elizabeth Wilkinson war eine der frühesten bekannten Boxerinnen und eine der berühmtesten Preiskämpferinnen ihrer Zeit. Sie war in den 1720er und frühen 1730er-Jahren aktiv. Sie kämpfte sowohl gegen Frauen als auch gegen Männer. Sie kämpfte auch zusammen mit ihrem Ehemann James Stokes, der ebenfalls Boxer war, gegen andere gemischtgeschlechtliche Paare.
  • Hannah Hyfield war eine der ersten Gegnerinnen von Elizabeth Wilkinson und eine der ersten Boxerinnen aller Zeiten. Sie kämpfte im Juni 1722 gegen Wilkinson. Der Ausgang des Kampfes ist unbekannt, aber es könnte ein Unentschieden oder ein Sieg für Wilkinson gewesen sein.

Für mehr um das Thema Frauen im Sport findest du in diesem Artikel Frauen und Krafttraining.

 

Gibt es ein spezielles Training?

  • Technik-Training :
    Beim Bare-Knuckle-Boxen ist es, wie auch beim traditionellen Boxen, wichtig, die grundlegenden Angriffs- und Verteidigungstechniken zu beherrschen. Dazu gehört das Training von Jab, Cross, Haken und Uppercut sowie das Erlernen von Verteidigungstechniken wie Ausweichen, Blocken und Entkommen.
  • Konditionstraining:
    Aufgrund des schnellen und intensiven Kampfes des Bare-Knuckle-Boxens sind eine gute Ausdauer und Fitness unerlässlich. Diese können durch vielfältige Herz-Kreislauf-Übungen wie Laufen, Seilspringen, Intervalltraining und ähnliche Methoden erreicht werden.
  • Stärkung und Abhärtung der Hände:
    Da keine Handschuhe getragen werden, ist es wichtig, die Hände stark und widerstandsfähig zu machen, um Verletzungen zu vermeiden. Dieser Widerstand kann durch spezielle Übungen wie das regelmässige Schlagen an Sandsäcken mit der blossen Faust
  • Fussarbeit und Beweglichkeit:
    Es ist wichtig, im Ring beweglich zu bleiben, Angriffe zu vermeiden und die Distanz der eigenen Schläge zu maximieren, was eine gute Beinarbeit erfordert. Übungen zur Verbesserung von Gleichgewicht, Beweglichkeit und Schnelligkeit sind daher ein wesentlicher Bestandteil des Trainings.

Wie üblich bei Kämpfen gibt es auch hier Regeln wie zum Beispiel:

  • In der Regel sind nur Schläge mit den Fäusten erlaubt. Techniken wie Ellbogenstöße, Kopfstöße oder Tritte sind normalerweise nicht erlaubt
  • Der Ringrichter kann den Kampf stoppen
  • In einigen Fällen können Punktrichter verwendet werden, um den Sieger eines Kampfes zu bestimmen, falls der Kampf nicht durch Knockout endet
  • Die Kämpfe finden üblicherweise in einem Ring statt, der den Standardmaßen eines Boxrings entspricht

Es ist wichtig zu beachten, dass die Regeln je nach Veranstaltung oder Organisation variieren können. Daher sollten Kämpfer und Zuschauer sich im Vorfeld über die spezifischen Regeln informieren, die für einen bestimmten Bare-Knuckle-Boxkampf gelten.

 

Fazit

Abschliessend lässt sich sagen, dass Bare-Knuckle-Boxen eine faszinierende, aber auch umstrittene Sportart ist. Die Sportart hat eine reiche Geschichte und lebendige Gegenwart, da viele Kämpfe noch illegal stattfinden. Wir können feststellen, dass diese Sportart eine gewisse Anziehungskraft ausübt, aber auch ernsthafte Bedenken hinsichtlich Sicherheit aufwirft. Dies unterscheidet es von anderen Formen des Kampfsports und zieht ein bestimmtes Publikum an.
Es nimmt sich als eine einzigartige Nische im Sportmarkt ein, die sowohl Tradition als auch Geschichte miteinander vereint.

 

Quellen:

https://www.bild.de/sport/mehr-sport/der-brutalste-sport-der-welt-hier-boxt-eine-traumfrau-ohne-handschuhe-75240432.bild.html»,https://www.stern.de/panorama/boxer-justin-thornton-im-alter-von-38-jahren-verstorben-30803968.html, https://dewiki.de/Lexikon/Bare-Knuckle#Filme_mit_Darstellungen_von_Boxk%C3%A4mpfen_mit_der_blo%C3%9Fen_Faust, https://filmlexikon.uni-kiel.de/doku.php/b:bare8209knuckleboxing-9358, https://2022.hsb1846.de/home/abteilungen/boxen/geschichte-boxen/