Im Interview: Hollywood-Star und Bodybuilding-Ikone Ralf Moeller

geführt von Mark Dickenmann

Titelfoto zum Artikel "Die 10 grössten Fehler beim Muskelaufbau".

Foto: Hans Hadorn

Mark: Hallo Ralf. Erst mal vielen Dank, dass du dir Zeit nimmst für ein Interview. Dein Name dürfte wohl den meisten vertraut sein. Vom erfolgreichen Bodybuilder und Mister Universum, aber auch vom Hollywood-Star «Ralf Moeller» haben gewiss fast alle schon einmal gehört. Nun zu meiner ersten Frage: Was hat dich damals in deiner Jugendzeit – nach dem Boxen – überhaupt zum Bodybuilding bewegt?

 

Ralf: Ich wollte weiterhin fit bleiben und habe mit dem Training in einem Fitnessstudio angefangen. Ursprünglich komme ich aus dem Schwimm-Sport, später habe ich auch geboxt. Die Bruce Lee-Filme, die ich gerne geschaut habe, inspirierten mich und Bruce hat mich einfach beeindruckt. Er war zwar nur ca. 1,71 m gross, aber mit ausgefahrenem Latissimus und bis auf die Knochen durchtrainiertem Körper machte er mir ordentlich Eindruck. Schon bald bestritt ich Wettkämpfe im Bodybuilding. Viele waren der Meinung, mit meiner Körpergrösse von 1,97 m wäre kein Sieg möglich, denn die meisten Top-Bodybuilder sind klein. Natürlich ist es schwierig, mit fast 2 Metern 130 kg Muskelmasse aufzubauen. Trotzdem wurde ich 1986 der erste Weltmeister unter IOC (International Olympic Committee) Richtlinien, also unter olympischen Regeln, zu denen auch der Dopingtest zählt. Es war mein 4. Anlauf, Weltmeister zu werden. «Ein Steinbock gibt nie auf!» *lacht*

   

Nach dem Bodybuilding kam die Schauspielerei. Wann kam der Gedanke auf, Schauspieler zu werden – war das immer schon dein Ziel?

 

Nein, der Gedanke kam erst später, als ich Mister Universum war und öfters in die USA reiste. Dort habe ich gesehen, wie Arnold Schwarzenegger seine Karriere aufgebaut hat und wie Jean-Claude Van Damme zum Film kam. Mir hatte der Dreh mit Götz George in Deutschland für die Fernsehserie «Tatort» so gut gefallen, dass ich dachte, USA und Filme – insbesondere Action-Filme – wären was für mich. Der Tatort war erst mein zweites Filmprojekt. Danach ging es in den USA weiter, wo ich dank des Bodybuildings bereits Fuss gefasst hatte. Es war der Film «Cyborg» mit Jean-Claude Van Damme. 1992 drehte ich wieder mit Jean-Claude Van Damme und Dolph Lundgren die Filmreihe «Universal Soldier», die ein riesiger Hit wurde. Später spielte ich Conan in der Serie «Conan, der Abenteurer», die in 88 Ländern ausgestrahlt wurde. Erwähnenswert ist auch der Blockbuster Film «Gladiator», der gleich mit mehreren Oscars nominiert wurde und heute noch gerne geschaut wird. Auch ich erhielt die Auszeichnung «Best Supporting Actor» .

   

Viele Menschen träumen von einer Karriere als Hollywood-Star. Was rätst du unseren Lesenden, wenn jemand nach Hollywood will, um in grossen Filmproduktionen mitzuwirken?

 

An sich glauben, sich Ziele setzen und diese konsequent verfolgen. Träume kann nur der realisieren, wer wirklich daran glaubt. Dann kann alles erreicht werden, aber nur dann! Der Glaube ist so wichtig! Es ist wie beim Training: Sobald es zu schmerzen beginnt, musst du noch ein paar Wiederholungen drauflegen – erst dann geht es los. Das hat Mohamed Ali schon gesagt. Alles, was leicht kommt, geht auch schnell. Man muss die Dinge mit Leidenschaft und Glaube angehen, dann werden Träume wahr. Die richtigen Verbindungen sind ebenfalls wichtig, denn niemand schafft es ganz alleine. Mit Taten die richtigen Leute kennenlernen, dann ergeben sich wieder neue Dinge und Chancen. So entstand z.B. mein Buch «Erstma’ machen! – Denn auch Hinfallen ist ein Schritt nach vorn». Dieses Buch habe ich zusammen mit Tankred Lerch geschrieben. Eine Portion Glück gehört sicher auch dazu, damit man zur richtigen Zeit am richtigen Ort ist. Aber dafür muss man vor allem ins aktive Tun und in die Umsetzung kommen. Keine Angst haben zu verlieren, für seine Träume arbeiten, dann kommt auch das Glück. Stets an das Gute und den Nutzen denken, nicht an das, was misslingen könnte. Wenn es nicht klappt, dann hat man es wenigstens versucht, steht wieder auf und probiert es nochmals.

   

Das Thema Fitness und Krafttraining hat dich praktisch dein ganzes Leben lang begleitet und du bist auch mit 62 Jahren noch topfit. Welche Tipps hast du, um so aktiv und fit zu bleiben wie du?

 

Positiv denken und etwas für seinen Körper tun. Wer auch im Alter noch fit und gesund bleiben will, sollte immer auf seine Ernährung achten und bewusst essen. Deshalb wurde ich Veganer. Des Weiteren regelmässig Sport treiben. Bewegung ist essenziell. Gerade im Alter sind Sport und Ernährung wichtiger denn je.

   

Seit Kurzem bist du Chef Fitness Officer bei Racing Unleashed, einem Schweizer Anbieter für Formula-1 Racing Simulatoren. Was genau machst du dort?

 

Ich bin eine Art Botschafter und Trainer, um die Gamer-Generation etwas vom Computer wegzuholen. In unseren Racing Unleashed Racing Lounges – ganz neu auch am Flughafen in Zürich – mit hochmodernen Rennsimulatoren kann das Lenkrad selbst in die Hand genommen werden und das Gefühl eines richtigen Rennfahrers kommt auf. Ein viel realistischeres Erlebnis, anstatt nur zu Hause vor dem Bildschirm. In speziellen Trainingsvideos und bei Events lernen die Jugendlichen von mir, einen gesunden Lebensstil zu pflegen, sich gesund zu ernähren und Sport zu treiben. Ich gebe ihnen Fitness-Übungen und Ernährungstipps mit auf den Weg. So trainiert können sie dann bestens gerüstet in der neuen Simulator-Racing Weltliga mit super Preisgeldern, die Racing Unleashed gestartet hat, antreten.

   

Wie sieht das Fitness-Programm für die Rennfahrer aus? Wie hältst du diese fit?

 

Es gibt die Elektromuskelstimulation, bei der die Muskeln zusätzlich mit elektrischen Impulsen trainiert werden, wie z.B. mit den Anzügen von Easy Motion Skin. Die E-Gym-Geräte sind ebenfalls hervorragend für das Training. Aufgrund der eingegebenen Körperdaten stellen sich die Geräte automatisch und intelligent auf die Person ein. So macht das Training wirklich Spass. Auf meinem Fitnessprogramm für die Rennfahrer stehen auch Zirkeltraining, Yoga, Stretching usw. Es ist ein Gesamtprogramm aus verschiedenen Sportarten und Übungen.

   

Vor einigen Jahren – ich glaube, es war 2016 – hast du dich für die vegane Ernährung entschieden. Das bedeutet, du verzichtest auf tierische Produkte. Wie kam der Wandel und wie fühlst du dich heute, wo du dich vegan ernährst?

 

Das hat eine Weile gedauert. Anfangs habe ich hier und da noch etwas Fisch gegessen, aber dann habe ich es geschafft. Ich dachte mir: «Was für den Gorilla und den Elefanten – die stärksten Pflanzenfresser der Erde – gut ist, kann für Ralf Moeller auch nicht schlecht sein.» Tatsächlich fühle ich mich heute besser denn je. Das Tierwohl ist mir ein grosses Anliegen, genauso auch die Umwelt. Die Produktion eines Kilogramms Fleisch stösst dieselbe Menge Co2 aus wie ein Auto auf einer Strecke von 250 km.

   

Was sind deiner Meinung nach die Vorteile einer veganen Ernährung?

 

Das Krebs- und Herzinfarktrisiko wird gesenkt, man bekommt keine Gicht, ist auch mental besser drauf, fühlt sich leichter und fitter. So ist es bei mir zumindest. Durch einen regelmässigen Fleischkonsum besteht das Risiko diverse Krankheiten zu bekommen, da der Körper übersäuert ist. Fleisch ist ausserdem schwer verdaulich und – wie wir wissen – mit Antibiotika und anderen Medikamenten belastet, ausgenommen Bio-Fleisch. Es sind allerlei Fleischersatz-Erzeugnisse auf dem Markt erhältlich, die richtig gut schmecken, doch ist auch Vorsicht geboten. An der Zahl 700 vegane Produkte sind heute auf dem Markt erhältlich. Vor über Fertigprodukte kann so schnell zu viele Kohlenhydrate und Zucker zu sich genommen werden. Deshalb sollte man seine veganen Produkte sorgfältig auswählen und auf die Inhaltsstoffe bzw. die Nährwerttabelle achten bzw. lieber frische und unverarbeitete Lebensmittel essen.

   

Was muss der Veganer besonders beachten, damit er genauso gut Muskeln aufbauen kann wie der Fleischesser?

 

Nun ja, bei dem Billigfleisch aus Massentierhaltung, das heutzutage meist konsumiert wird, gibt es nur noch wenig Vitamin B12. Somit hat der Fleischesser schon einen grossen Vorteil des Fleischverzehrs verloren. Das andere sind natürlich die hochwertigen Proteine, von denen wir uns genügend zuführen müssen. Wer täglich hart trainiert, sollte daran denken, auch die eine oder andere Nahrungsergänzung zu sich zu nehmen, um mögliche Defizite einer veganen Ernährungsweise auszumerzen. Aber auch der Fleischesser sollte das womöglich tun, denn wenn die Ernährung und Lebensmittelauswahl nicht bewusst erfolgen, kann es immer Defizite bei Makro- und Mikronährstoffen geben. Man muss die vegane Ernährung einfach mal ausprobieren, bspw. einfach mal in ein veganes Lokal gehen, ein leckeres Gericht bestellen und sich überzeugen lassen.

   

Arnold Schwarzenegger, der heute ebenfalls vegan lebt, soll bei besonderen Anlässen auch mal Ausnahmen machen. Bist du tatsächlich 100% Veganer oder gönnst du dir auch mal etwas Spezielles, nicht Veganes?

 

Ich bin zu 90% vegan. Ich esse auch mal einen Fisch. Ich habe lange gebraucht, bis ich mich überwiegend vegan ernährte; zu lange war ich Fleischesser. Ich habe gerne und viel Fleisch gegessen. Über lange Zeit habe ich ab und zu noch ein Schnitzel gegessen, jetzt aber konsumiere ich nur noch vegane Schnitzel. Selten gibt es mal ein Stücken Fisch oder Sushi. Seit ich mich vegan ernähre, fühle ich mich leicht und fit. Probiert es mal aus. Versucht einmal 50% weniger Fleisch zu essen.

   

Welche Projekte sind bei dir sonst noch aktuell, abgesehen vom Training der Rennfahrer?

 

Demnächst beginnen die Dreharbeiten für den Kinofilm «Kung Fury» mit Michael Fassbender und Arnold Schwarzenegger als US-Präsident, der voraussichtlich Ende 2022 in die Kinos kommt. In dem Fantasy-Actionfilm spiele ich den Donnergott Thor. Der Film basiert auf einem kostenlosen schwedischen Kurzfilm, der auf YouTube schon über 30 Mio. Aufrufe erzielte. Auch eine 8-teilige Netflix-Serie, die mit dem Fitness-Genre in Zusammenhang steht, wird mit mir zusammen entwickelt. Ende 2022 stehe ich in der Hauptrolle für den deutschen Kinofilm « der Humorlose» vor der Kamera. Dies ist die Geschichte eines stotternden Boxers, der durch Hänseleien anderer zum Kämpfer wurde. Neben den Filmen werden verschiedene Werbekampagnen Teil meiner Projekte sein. Ab Februar 2022 bin ich neuer BMW-Markenbotschafter. Meine Partnerschaft als Clever Fit Markenbotschafter besteht weiterhin sowie fungiere ich für EMS-(Easy Motion Skin) und Lidl als Markenbotschafter. Es wird mir mit Sicherheit nicht langweilig!

   

Was dürfen wir in Zukunft noch von dir erwarten – auf was wirst du deinen Fokus legen?

 

Neben meinen Dreharbeiten richte ich meinen Fokus auch auf wohltätige Projekte. Ich möchte Menschen helfen, die auf der Schattenseite des Lebens stehen. Ich habe Glück, mich im Sonnenlicht schwelgen zu dürfen. Leider geht es nicht allen so gut. Es gibt hervorragende Hilfs- und Spendenprojekte wie «Mein Name ist Mensch», «Skate Aid», «Menschen in Not» oder Tierheime, die ich unterstütze oder noch unterstützen möchte. Bereits vor Jahren habe ich mit der damaligen deutschen Familienministerin Ursula von der Leyen die Initiative «Starke Typen» zur Förderung von sozial benachteiligten Kindern und Jugendlichen ins Leben gerufen. Im Rahmen dessen bin ich durch viele Schulen getourt. Ausserdem gab es bereits erste Gespräche über Pläne für ein Angebot einer Ernährungslehre für Kinder und Jugendliche.

   

Was würdest du aus der Welt schaffen, wenn du es könntest?

 

Die Erderwärmung – die grösste Bedrohung für den Menschen.

   

Was liegt dir besonders am Herzen, das du unseren Lesenden zum Schluss noch mit auf den Weg geben möchtest?

 

Gegenüber Menschen keine Vorurteile haben. Menschen kennenlernen und sich mit dem, was sie machen, beschäftigen. Es mal selbst ausprobieren. Neugierig sein und zuhören. Niemals aufgeben, an sich glauben. Vorurteilslos an etwas herangehen!

   

Vielen Dank für deine Zeit und das spannende Interview!