Soviet professional weightlifter David Rigert

Foto: colaimages; Sowjetischer Gewichtheber David Rigert, UdSSR 1970s

Gewichtheben ist eine Sportart, die stark durch die Sowjetunion geprägt wurde – von den 1950er bis in die 1980er Jahre dominierten sowjetische Athleten die internationale Gewichtheberszene und bereicherten den Sport durch ihre einzigartigen Techniken, Trainingsmethoden und Wettkampfstrategien. In dieser Zeit stellten sie viele Rekorde auf und gewannen zahlreiche Medaillen bei wichtigen Veranstaltungen wie den Olympischen Spielen, Weltmeisterschaften und Europameisterschaften. Aber nicht nur die sportlichen Erfolge durch sowjetische Gewichtheber waren bemerkenswert, die wissenschaftliche Forschung aus dem kommunistischen Reich brachte zahlreiche Innovationen hervor, die das Gewichtheben nachhaltig beeinflussten. In diesem Artikel erfährst du alles wichtige über das Gewichtheben in der Sowjetunion.

Entwicklung des Kraftsports in der UdSSR

Die Entwicklung des Kraftsports in der UdSSR (Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken) war geprägt durch eine Kombination aus politischem Interesse, staatlicher Förderung und systematischem Training. Der Kraftsport in Russland und später in der UdSSR begann Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts. Vor der Oktoberrevolution von 1917 gab es bereits einige Kraftsportvereine, die sich auf Gewichtheben und andere Kraftsportarten spezialisierten. Nach der Revolution durch die Bolschewiken  wurde der Sport in der UdSSR verstaatlicht und vom Staat gefördert.

Der Sport sollte dabei helfen, die körperliche Fitness der Menschen zu verbessern und die Ideale des Sozialismus voranzutreiben. In den 1930er Jahren begann die gezielte Förderung des Sports. Die Regierung erkannte, dass Sport gut für die Gesundheit ist und den Nationalstolz stärkt. Der Kraftsport, insbesondere das Gewichtheben, stand dabei im Fokus und sollte unterstützt werden.

In den 1940er und 1950er Jahren fingen sowjetische Athleten an, international  erfolgreich zu sein. Die UdSSR entwickelte eine systematische und wissenschaftliche Methode für das Training. Sportwissenschaftler und Trainer verbesserten das Training ständig, basierend auf neuesten Erkenntnissen aus den Bereichen Körperlehre, Bewegungslehre und Psychologie.

Die Gründung von speziellen Sportinstituten wie dem staatlichen Zentralinstitut für Körperkultur in Moskau war dabei sehr wichtig. Diese Institute halfen, fortschrittliche Trainingsmethoden zu entwickeln und zu verbreiten. In den 1960er und 1970er Jahren waren die sowjetischen Kraftsportler am erfolgreichsten. Der Sport hatte auch eine starke politische Bedeutung. Die Erfolge der sowjetischen Athleten galten als Beweis für die Überlegenheit des sozialistischen Systems und wurden für Propaganda genutzt. Es gibt Berichte und Hinweise darauf, dass systematisches Doping ein Teil des sowjetischen Sportsystems war, um die internationalen Erfolge zu steigern.

Nach dem Zerfall der UdSSR im Jahr 1991 hatte der Kraftsport eine schwierige Zeit. Die wirtschaftliche Krise und der Verlust staatlicher Unterstützung führten zu weniger Erfolgen. Trotz dieser Schwierigkeiten blieben die in der Sowjetunion entwickelten Trainingsmethoden und wissenschaftlichen Erkenntnisse ein wichtiges Erbe. Noch immer beeinflussen sie das Training von Kraftsportlern auf der ganzen Welt.

Einfluss der sowjetischen Trainingsmethoden auf den internationalen Gewichthebersport​

Die sowjetischen Trainingsmethoden waren systematisch strukturiert und basierten auf umfangreicher wissenschaftlicher Forschung. Das Trainingssystem umfasste spezifische Phasen. Diese Methodik ermöglichte eine gezielte Leistungssteigerung und wurde international anerkannt.

Sowjetische Trainer legten grossen Wert auf technische Präzision. Dies beinhaltete detaillierte Technikanalysen und kontinuierliche Verbesserungen, um die Effizienz der Hebetechniken zu maximieren. Durch die Erfolge sowjetischer Gewichtheber bei internationalen Wettbewerben und den Austausch von Wissen und Methoden durch Fachliteratur und Trainerseminare wurden die sowjetischen Trainingsmethoden weltweit verbreitet. Viele Techniken und Ansätze, die in der Sowjetunion entwickelt wurden, sind heute fester Bestandteil des Gewichthebersports weltweit. Auch die Prinzipien der systematischen Trainingsmethodik und Technikoptimierung sind nach wie vor relevant.

Trainingstechniken und -philosophien

Systematische Trainingsmethoden

Das Training wurde in verschiedene Phasen unterteilt: Vorbereitungs-, Wettkampf- und Erholungsphasen. Diese Phasen halfen den Athleten, ihre Leistung systematisch zu steigern und sich auf wichtige Wettkämpfe vorzubereiten. Jeder Athlet erhielt einen Trainingsplan, der auf seine speziellen Bedürfnisse zugeschnitten war. Diese Pläne wurden regelmässig überprüft und angepasst, basierend auf den Fortschritten und den neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen.

Philosophie des Trainings

Disziplin und harte Arbeit waren zentrale Punkte der sowjetischen Trainingsphilosophie. Athleten mussten sich strikt an ihre Trainingspläne halten und wurden dazu aufgefordert, ihre körperlichen und mentalen Grenzen zu überwinden. Neben der körperlichen Vorbereitung wurde auch viel Wert auf die mentale Stärke gelegt.

Wissenschaft des Gewichthebens in der Sowjetunion

Sportwissenschaftler arbeiteten eng mit Trainern zusammen, um Trainingsmethoden zu entwickeln und zu verbessern. Sie nutzten dabei Wissen aus der Körperlehre, Bewegungslehre und Psychologie. Durch Bewegungsanalysen wurden die Techniken der Gewichtheber kontinuierlich optimiert.

Biomechanische Analysen wurden verwendet, um die Techniken der Gewichtheber zu verbessern. Durch die Untersuchung der Hebebewegungen konnten Trainer die Technik der Athleten verfeinern und ihre Leistung steigern. Dabei kamen oft Videoanalysen und spezielle biomechanische Geräte zum Einsatz.

Die physiologische Forschung konzentrierte sich auch auf die physiologischen Veränderungen im Körper durch Gewichtheben. Studien untersuchten, wie Krafttraining Muskeln aufbaut und die Ausdauer erhöht. Diese Erkenntnisse halfen dabei, die Trainingspläne besser zu gestalten.

Zusätzlich zur körperlichen Vorbereitung wurde auch an der psychologischen Stärke der Athleten gearbeitet. Techniken wie Visualisierung und Konzentrationsübungen wurden genutzt, um die Leistung im Wettkampf zu verbessern.

Bekannteste sowjetische Gewichtheber

Vasily Alexeev – Einer der grössten Gewichtheber aller Zeiten, der mehrere Weltrekorde aufstellte und zwei olympische Goldmedaillen gewann.

Yuri Vlasov – Ein weiterer legendärer Gewichtheber, der als erster Mensch über 200 kg im Reißen hob und auch eine Goldmedaille bei den Olympischen Spielen 1960 gewann.

Leonid Zhabotinsky – Ein herausragender sowjetischer Gewichtheber, der in den 1960er Jahren zahlreiche internationale Titel gewann, darunter zwei Olympische Goldmedaillen.

Anatoly Pisarenko – Bekannt für seine Stärke und Technik und mehrfacher Weltmeister.

Valeriy Shary – Ein bedeutender Gewichtheber der 1970er und 1980er Jahre, der bei internationalen Wettbewerben große Erfolge feierte.

Leonid Taranenko – Berühmt für seinen Weltrekord im Stossen (266 kg) und seinen Gewinn der Goldmedaille bei den Olympischen Spielen 1980.

David Rigert – Ein vielseitiger Gewichtheber, der sowohl in der Leichtgewichtsklasse als auch im Mittelgewicht herausragende Erfolge feierte. Er gewann mehrere Weltmeistertitel und olympische Medaillen.

Diese und viele andere Athleten und sind wahre Legenden der sowjetischen Gewichthebergeschichte und haben durch ihre aussergewöhnlichen Leistungen das Gewichtheben weltweit geprägt.

Soviet power lifter Vasily Alekseev

Foto: Archive PL; Vasily Alekseyev, 1972

Vasily Alekseev

Vasily Ivanovich Alekseev war vermutlich der erste Gewichtheber, der wirklich verstand, dass der Titel «stärkster Mensch der Welt» eine Ehre war, die man mit Stolz tragen sollte. Mit unglaublichen 78 Weltrekorden und zwei olympischen Goldmedaillen schrieb er Geschichte und prägte den Kraftsport wie kaum ein anderer.

Geboren in der Region Rjasan, entwickelte Alekseev schon in seiner Kindheit eine außergewöhnliche Kraft. In den Sommerferien half er seinen Eltern, Holz für den Winter zu sammeln, indem er schwere Baumstämme hob – eine frühe Form seines Trainings. Bereits in jungen Jahren zeigte sich sein sportlicher Ehrgeiz: Er nahm an regionalen und überregionalen Wettkämpfen teil und erlangte während seines ersten Studienjahres den ersten Grad im Volleyball. Doch seine wahre Leidenschaft galt dem Gewichtheben. Mit unermüdlichem Einsatz richtete er sich im Keller seines Studentenwohnheims eine improvisierte Trainingshalle ein und nutzte alles, was sich als Hantel oder Gewicht missbrauchen ließ. 1966 erfüllte Alekseev schließlich die Norm für den Titel «Meister des Sports» im Gewichtheben.

Alekseevs Karriere nahm eine beispiellose Entwicklung. Er dominierte die Gewichtheberwelt über ein Jahrzehnt hinweg und sammelte Titel und Rekorde in Serie:

  • Zweifacher Olympiasieger (1972, 1976)
  • Achtfacher Weltmeister (1970–1977)
  • Achtfacher Europameister (1970–1975, 1977–1978)
  • Siebenfacher UdSSR-Meister (1970–1976)
  • 78 Weltrekorde, darunter:
    • 17 im Drücken
    • 5 im Reissen
    • 32 im Stossen
    • 24 in der Gesamtwertung

Alekseev war von 1970 bis 1978 ungeschlagen und stellte eine Rekordserie auf, die mit den Erfolgen der Amerikaner John Davis und Tommy Kono gleichzog. Seine Leistungen waren legendär. Eine seiner grössten Errungenschaften war der Drei-Kampf-Weltrekord (die Summe aus Reissen, Stossen und der Gesamtbelastung), den er mit unglaublichen 645 kg aufstellte – eine Marke, die nie übertroffen wurde.

Doch so unaufhaltsam Alekseev auch schien, sein größter Tiefpunkt kam bei den Olympischen Spielen 1980 in Moskau. Die Sportwelt hielt den Atem an, als er im Reißen scheiterte und keinen gültigen Versuch zustande brachte. Seine Teilnahme an den Spielen war umstritten – viele glaubten, dass seine Erfolge der Vergangenheit ihn in die Nationalmannschaft brachten, obwohl er nicht in Topform war. Alekseev hingegen hatte eine andere Theorie: Er war überzeugt, dass ihn seine eigenen Trainer vergiftet hatten, um seinem Rivalen Sultan Rachmanov den Sieg zu ermöglichen.

Sein erster Wettkampfverlust nach einer langen Siegesserie ereignete sich 1978, als er verletzungsbedingt an den Weltmeisterschaften teilnahm. Nach seinem misslungenen Auftritt bei den Olympischen Spielen 1980 trat er endgültig vom Wettkampfsport zurück.

Trotz dieses bitteren Endes bleibt Vasily Alekseev eine der grössten Legenden des Gewichthebens. Seine Leistungen sind bis heute ein Massstab für Kraft, Disziplin und unerschütterlichen Willen. Als Pionier des modernen Kraftsports hat er Generationen von Athleten inspiriert und sich seinen Platz in der Ruhmeshalle des Sports für immer gesichert.

Passenderweise trug seine Frau den Namen Olympiada.

Yury Vlasov sets new world record 14 june 1960

Foto: Smith Archive; Yury Vlasov stellt am 14. Juni 1960 einen neuen Weltrekord auf

Yury Vlasov

Einer der berühmtesten sowjetischen Gewichtheber ist Yury Petrovich Vlasov (5. Dezember 1935, Makejewka, Ukrainische SSR). Er wurde durch seine grossartigen Leistungen zur Legende.

Von 1946 bis 1953 besuchte Yury Vlasov die Suworow-Militärschule in Saratow, wo er viele Sportarten wie Boxen, Schwimmen, Leichtathletik und Feldspiele lernte. Danach studierte er bis 1959 an der Flugingenieur-Akademie in Moskau und schloss sein Studium als Oberstleutnant ab. Im Jahr 1954, während seiner Zeit an der Akademie, entdeckte Vlasov das Gewichtheben und begann unter seinem ersten Trainer S. Bogdasarov zu trainieren.

Bei einem Körpergewicht von 90 kg waren seine Anfangsleistungen: 80 kg im Drücken, 75 kg im Reissen und 95 kg im Stossen. Im Dezember 1955 schaffte er bereits 430 kg im olympischen Triathlon und steigerte sich im Sommer 1957 auf 462,5 kg. 1958 wurde er erstmals bekannt, als er bei den UdSSR-Meisterschaften im Schwergewicht den dritten Platz belegte. Ab da ging seine Karriere steil bergauf. 1959 wurde er zum ersten Mal Weltmeister und gewann 1960 den Olympia-Titel. Ausserdem wurde er im gleichen Jahr von der polnischen Presseagentur PAP (Polska Agencja Prasowa) zum europäischen Sportler des Jahres gewählt. Yury stellte insgesamt 31 Weltrekorde im Gewichtheben auf. Seine Karriere hielt mehrere Jahre an, bis zu seiner Niederlage bei den Olympischen Spielen 1964. Er entschied sich die kommenden Jahre auszusetzen und erst einmal nicht mehr aktiv an Wettkämpfen teilzunehmen.

Nach einem erfolglosen Comeback im Jahr 1967 beschloss Vlasov, sich endgültig vom Gewichtheben zurückzuziehen. Viele Jahre später sah er den Sport mit mehr Abstand und konzentrierte sich stattdessen auf das Schreiben. Vlasov war damit sehr erfolgreich und schrieb viele Skizzen, Novellen und Geschichten. In einem Interview mit dem Journalisten Curt Riess Ende der 1960er Jahre erzählte Vlasov stolz, dass sich sein Buch «Bright Moment» über 400.000 Mal verkauft hatte. In den 1980er Jahren wurde er Präsident des sowjetischen Gewichtheberverbandes und setzte sich entschlossen gegen Doping ein, da es die Athleten belasten könne.

Neben seinem Engagement im Sport versuchte Vlasov in den 1990er Jahren auch eine politische Karriere. Von 1989 bis 1991 war er Volksabgeordneter der UdSSR und danach von 1993 bis 1995 Duma-Abgeordneter (ein Mitglied der Duma, dem Parlament der Russischen Föderation). Während dieser Zeit war er ein starker Kritiker der Reformpolitik von Boris Jelzin. Bei seinem Versuch, 1996 Präsident zu werden, kämpfte er tapfer, erhielt jedoch nur 0,2% der Stimmen. Yuri Petrovitch Vlasov starb am 13. Februar 2021 in Moskau im Alter von 86 Jahren eines natürlichen Todes. Ein bemerkenswerter Mann der mit über 70 Jahren noch 185 kg heben konnte.

UdSSR-Meisterschaften
  • 1958: 3. Platz, mit 470 kg
  • 1959: 1. Platz, mit 495 kg
  • 1960: 1. Platz, mit 510 kg
  • 1961: 1. Platz, mit 550 kg
  • 1962: 1. Platz, mit 522,5 kg
  • 1963: 1. Platz, mit 542,5 kg

David Rigert

(Foto: Siehe das Titelbild)

David Rigert (12. März 1947) – ein ehemaliger sowjetischer Gewichtheber und russischer Nationaltrainer.

David Rigert stammt von seinen russlanddeutschen Eltern Adam Adamowitsch Rigert und Jelisaweta Rudolfowna Horn ab. Im Kuban-Gebiet wuchs David Rigert zusammen mit fünf älteren und drei jüngeren Geschwistern auf. Als der Konflikt mit dem Deutschen Reich begann, wurden sein Vater und andere Russlanddeutsche gegen ihren Willen zur Zwangsarbeit in das Uralgebiet geschickt.

Nach dem Schulabschluss im Jahr 1966 diente Rigert bis 1968 im Militär und begann danach als Bergmann zu arbeiten. Während seines Militärdienstes kam er erstmals mit dem Gewichtheben in Kontakt und fing im Alter von 19 Jahren an, an Wettkämpfen teilzunehmen. Am 12. Oktober 1968 in Swerdlowsk (heute Jekaterinburg) erreichte er die Leistungskriterien für den Titel «Meister des Sports der UdSSR». Kurz danach wurde er in die Nationalmannschaft im Gewichtheben der Sowjetunion aufgenommen. Seine erste Weltmeisterschaft bestritt er 1970 in Columbus und zeigte bis 1981 sein Talent. Nach seiner aktiven Karriere wurde er Trainer der Nationalmannschaft und engagierte sich ab 1995 in der Entwicklung junger Sportler an der Taganrog Olympic Reserve School. 2003 wurde der sowjetische Gewichtheber, Cheftrainer der russischen Nationalmannschaft und übernahm 2004 einen Platz im Stadtrat von Taganrog, wo er sich weiterhin für seine Gemeinde einsetzte. David Rigert stellte während seiner Karriere 68 Weltrekorde auf.

UdSSR-Meisterschaften

  • 1970: 2. Platz, mit 495 kg
  • 1971: 2. Platz, mit 535 kg
  • 1972: 1. Platz, mit 555 kg
  • 1973: 1. Platz, mit 375 kg
  • 1975: 1. Platz, mit 382,5 kg
  • 1976: 1. Platz, mit 400 kg
  • 1978: 1. Platz, mit 380 kg

Leonid Taranenko

Auch genannt «Leanid Taranenka» aus dem Weissrussischen oder einem anderen slawischen Alphabet, wurde am 13. Juni 1956 in Malaryta (Weissrussische SSR) geboren und ist ein ehemaliger sowjetisch-belarussischer Gewichtheber und Rekordhalter im Stossen mit 266 kg sowie im Zweikampf mit 475 kg.

Taranenko wuchs in einer einfachen Arbeiterfamilie auf. Sein Vater, Alexei Taranenko, war Arbeiter und seine Mutter, Ksenia Taranenko, kümmerte sich um den Haushalt. Während seiner Kindheit zeigte er ein grosses Interesse an Sport. Er war ein aktives Kind und beteiligte sich an verschiedenen sportlichen Aktivitäten. Schon früh zeigte sich sein Talent für Kraftsportarten. Im Alter von 12 Jahren begann Taranenko mit dem Gewichtheben. Sein Interesse für diesen Sport wurde durch einen örtlichen Trainer geweckt, der seine sportlichen Fähigkeiten erkannte und ihn in die Grundlagen des Gewichthebens einführte. Er besuchte die Schule in seiner Heimatstadt und absolvierte diese mit guten Leistungen. Schon in jungen Jahren zeichnete sich Leonid Taranenko durch seine aussergewöhnliche Stärke und Technik aus. Er trainierte hart und erreichte bald Erfolge auf regionaler und nationaler Ebene.

Nach seinem Schulabschluss wurde er Fräsmaschinenführer. Aber zur Freude seines Trainers gab er die Langhantel nicht auf. Es war an der Zeit, sich zu entscheiden, welchen Beruf er ergreifen wollte. Leonid konnte sich sein Leben ohne Gewichtheben nicht mehr vorstellen.

1980 erreichte Taranenko bei den Olympischen Spielen in Moskau seinen ersten grossen Erfolg, als er die Goldmedaille in der 110-kg-Klasse gewann. Im gleichen Jahr siegte er auch bei den Europa- und Weltmeisterschaften. Aufgrund des sowjetischen Boykotts der Olympischen Spiele 1984 konnte er nicht in Los Angeles teilnehmen, was ihm möglicherweise eine zweite olympische Goldmedaille eingebracht hätte. Stattdessen nahm er an den Freundschaftsspielen teil, einem Ersatzwettkampf für die Olympischen Spiele und gewann dort in der 110-kg-Klasse.

Trotz seiner vergleichsweise geringen Körpergrösse wagte Taranenko den Schritt und wechselte in die Superschwergewichtsklasse (110+ kg). Am 26. November 1988 zeigte er bei einem Wettkampf in Canberra, Australien, eine herausragende Leistung. Er stellte einen Rekord im Stossen auf, der erst 2018 übertroffen wurde.

Diese Weltrekorde werden aufgrund der Änderung der Gewichtsklassen nicht mehr anerkannt. Im Alter von 36 Jahren vertrat Taranenko 1992 die Gemeinschaft Unabhängiger Staaten bei den Olympischen Spielen in Barcelona. Dort gewann er im Superschwergewicht eine Silbermedaille. Mit 40 Jahren wollte Taranenko, der bereits seinen vierten Europameistertitel errungen hatte, an den Olympischen Spielen in Atlanta teilnehmen. Aufgrund seines Alters und mehrerer Verletzungen konnte er jedoch nicht erneut antreten.

Nach seiner aktiven Karriere trainierte Leonid Taranenko unter anderem die indische Frauennationalmannschaft im Gewichtheben. Unter seiner Anleitung gewann Karnam Malleswari eine Bronze-Medaille bei den Olympischen Spielen 2000 in Sydney. Im August 2004 wurde Taranenko jedoch entlassen, nachdem zwei seiner Athletinnen positiv auf Doping getestet worden waren.

UdSSR-Meisterschaften

  • 1977: 1. Platz, mit 485 kg
  • 1978: 1. Platz, mit 510 kg
  • 1979: 1. Platz, mit 522,5 kg
  • 1980: 1. Platz, mit 532,5 kg
  • 1981: 1. Platz, mit 542,5 kg
  • 1982: 1. Platz, mit 550 kg
  • 1983: 1. Platz, mit 560 kg
  • 1984: 1. Platz, mit 570 kg
  • 1985: 1. Platz, mit 580 kg

Fazit

Das Gewichtheben in der Sowjetunion hat zweifellos bleibende Spuren im modernen Gewichtheben hinterlassen. Besonders erfolgreich war es durch die Mischung aus wissenschaftlichem Ansatz, gezielter Förderung und schlussendlich der Siege der sowjetischen Gewichtheber. Sie setzten neue Standards und dominierten den internationalen Sport über viele Jahre hinweg. Ihre Trainingsmethoden und wissenschaftlichen Erkenntnisse haben das Gewichtheben stark beeinflusst und prägen das Training von Gewichthebern weltweit bis heute. Die Zeit des sowjetischen Gewichthebens zeigt eindrucksvoll, wie Wissenschaft, Disziplin und sportlicher Ehrgeiz zusammenwirken können.

Quellen:

  • https://www.noc.by/en/olympic-games/team/chempiony-olimpijskih/taranenko-leonid
  • https://simple.wikipedia.org/wiki/Yury_Vlasov
  • https://de.wikipedia.org/wiki/Dawid_Adamowitsch_Rigert
  • https://www.bpb.de/shop/zeitschriften/apuz/archiv/531657/sport-und-koerperkultur-in-der-sowjetunion/
  • Buch : «Science and Practice of Strength Training» von Vladimir Zatsiorsky (2006).
  • Buch: «The Weightlifting Encyclopedia: A Guide to World-Class Performance» von Arthur Dreschler (2006).
  • Buch: «Russian Weightlifting: The Beginning» von Yury Verkhoshansky und L. V. Tikhomirov (2001).
  • The Science and Practice of Strength Training» von Vladimir Zatsiorsky und William Kraemer (2006).
  • Sisjord, Mari Kristin. «Weightlifting and Ideals of Femininity in the Soviet Union.» International Journal of the History of Sport, vol. 23
  • Connor, W. «The Soviet Paradox: External Expansion, Internal Decline.» Journal of Sport History, vol. 11
  • «The history of Weightlifting in Russia and the USSR», International Weightlifting Federation.
  • «Soviet Sports Encyclopedia», Soviet Encyclopedia of Physical Culture
  • Gerstner, George. (1984). The Science and Practice of Weightlifting. New York: Exposition Press.
  • Zatsiorsky, Vladimir M. (1995). Science and Practice of Strength Training. Champaign
  • Medvedyev, Alexander S. (1986). A System of Multi-Year Training in Weightlifting