Während meiner Sportkarriere habe ich 19 internationale und 56 nationale Wettkämpfe miterlebt, sei es als Betreuer und technischer Leiter. Dazu kommt die Organisation von 12 Schweizer meisterschaften. Tausende Stunden habe ich in das «Powerlifting» investiert. Ohne die Unterstützung vieler Helferinnen und Helfer, Freunde und nicht zuletzt meiner Familie wäre dies gar nicht möglich gewesen.
An dieser Stelle sei allen vielmals gedankt.
Was ist Powerlifting?
Powerlifting ist eine Wettkampfsportart und setzt sich aus drei Disziplinen zusammen: Kniebeugen, Bankdrücken und Kreuzheben. Es ist also ein Kraftdreikampf und am ehesten mit dem olympischen Gewichtheben vergleichbar. Ziel ist es, grösstmögliche Lasten zu bewältigen. Die einzelnen Übungen unterliegen einem strengen Reglement. Pro Disziplin haben die Athletinnen und Athleten drei Versuche, bei denen ein möglichst hohes Gewicht bewältigt werden muss. Die Gewichte der jeweils besten Versuche in allen Disziplinen werden addiert und als Powerlifting Total notiert. Gewonnen hat, wer das höchste Gesamtgewicht erzielt hat.
Para-Powerlifting
Tief beeindruckt war ich, als ich vor ein paar Jahren die professionelle Welt des Para-Powerliftings kennen lernen durfte. Hier geht es um den Powerlifting-Sport für Athletinnen und Athletenmit einer Einschränkung. Die einzige Disziplin beim paralympischen Powerlifting ist das Bankdrücken. Sofort war mein Fachwissen wieder präsent, als mich der weltbeste Bankdrück-Trainer auf den neuesten Stand des Para-Powerliftingsbrachte. Ich war erstaunt, wie mein Fachwissen über das Mainstream-Bankdrücken mit jenem des Para-Powerliftings übereinstimmt. Die Europameisterschaft im Para-Powerlifting mit hunderten von Athletinnen und Athleten mit Einschränkung war eine der emotionalsten Erfahrungen in meiner Sportkarriere.
Auch erfahrene Profis können profitieren
Sportler, die in der Wettkampfphase auf ein bestimmtes Ziel hinarbeiten, können auch einen erfahrenen Personal Trainer hinzuziehen, um maximale Erfolge leisten zu können. Mit der Hilfe des Trainers kann auch ein erfahrener Sportler das Maximum aus sich selbst herausholen und neue Trainingsansätze für den Wettkampf erfahren.
Seit wann gibt es Powerlifting in der Schweiz?
Dies kann nicht eindeutig bestimmt werden. Die ältesten Resultate, welche wir archiviert haben, sind von 1980. Diese Sportart gibt es also nicht erst, seit die Dachverbände mit multimedialem Livestream den Athletinnen und Athleten einen Auftritt bieten, wie es zum Teil nur an grossen Sportevents dieser Welt möglich ist. Diese Sportart hat laufend an Popularität gewonnen und mit hervorragenden Leistungen der Athletinnen und Athleten beeindruckt.
Geregelte Organisation für faire Wettkampfbedingungen
In all den Jahren sind viele Athletinnen und Athleten gekommen und gegangen – viele davon sind in Vergessenheit geraten. Zahlreiche Dachverbände haben wir in dieser Zeit vertreten. Die Geschichte ist verbandsunabhängig, zählt doch am Schluss nur die geregelte Organisation für faire Wettkampfbedingungen. Dazu gehört aber auch die Datenarchivierung über 20 Jahre Powerlifting in der Schweiz. Für diese Aufgaben ist Konstanz viel wichtiger als persönliche Interessen und Verbandszugehörigkeit. Unabhängig der Dachverbände haben wir uns in der Schweiz auch für das Raw Powerlifting eingesetzt, obwohl der eine oder andere Dachverband noch dezidiert am Equipped Powerlifting festhielt. Wo liegt der Unterschied?
Was ist Raw?
Bei dieser Variante des Powerliftings wird kein unterstützendes Equipment verwendet. Bei Wettkämpfen sind nur Gürtel und – je nach Verband – Bandagen gestattet.
Was ist Equipped?
Wie es der Name schon vermuten lässt, darf bei dieser Variante zusätzliches Equipment, d.h. Ausstattung und Zubehör verwendet werden, welches bei der Raw-Variante verboten ist. Bei diesem Equipment handelt es sich beispielsweise um spezielle Anzüge/Shirts, die den Körper optimal schützen, aber auch unterstützen.
Coaching ist wichtig
In den 90er-Jahren war Coaching ein Fremdwort und wurde nur selten benutzt, obwohl es schon damals wichtig gewesen wäre. Heutzutage ist es nicht mehr wegzudenken: Die Powerlifting-Vereine betreuen ihre Sportler gleich von Anfang an professionell. Allerdings muss auch gesagt werden, dass trotz der Vernetzung und schnellen Zugriffs auf Fachwissen viele grundlegende Erfahrungen verloren gingen. Die weltbesten Coaches sind eben nicht ausschliesslich im Internet zu finden.
Internet ist kein Ersatz für ein persönliches Gespräch
Oberstes Ziel ist, den fairen Sport nicht aus den Augen zu verlieren. Im Internet sind heute Informationen jederzeit abrufbar, aber auch über Soziale Medien und Chats ist die Welt miteinander verbunden. Der schnelle Zugang zu den Informationen ist verlockend, aber auch gefährlich. Fake News, also Falschinformationen als solche zu entlarven und von seriösen Berichten zu unterscheiden, ist nicht immer einfach. Auch wenn das Internet und die Sozialen Medien den Sport geprägt und gefördert haben, sie ersetzen nicht das persönliche Gespräch.
Schweizer Powerlifting blieb von Umstrukturierungen nicht verschont
Dank der vielen internationalen Verbände und Umstrukturierungen habe ich endlich meine definitive Ansicht über den Sport gewonnen. Die gemachten Erfahrungen – mehrheitlich positive, leider aber auch negative – an den zahlreichen nationalen Wettkämpfen haben mir dies ermöglicht. Vor allem erinnere ich mich immer wieder an die mir gemachten Ratschläge von damals wie heute.
Auch Swiss Powerlifting wurde komplett umstrukturiert. Trotz mehrmaligen Bemühungen ist es uns leider nicht gelungen, die grossen Dachverbände national zu vereinen. Nichtsdestotrotz: Wir stehen für einen neutralen und reglementierten Wettkampfsport ein und werden auch in Zukunft faire und dachverbandsunabhängige Wettkämpfe organisieren.
Autor: Serge Cina, Präsident Swiss Powerlifting