Menschen mit Microchips und Antennen versehen, in deren DNA eingreifen oder sie klonen. – Das klingt wie eine Inhaltszusammenfassung eines dystopischen Science-Fiction Films, entspricht aber in etwa der Vorstellung vieler Menschen, wenn sie auf den Begriff «Biohacking» stossen.
Es stimmt zwar, dass beim Biohacking daran geforscht wird, den menschlichen Körper durch veränderte Verhaltensweisen oder das Beifügen bestimmter Gadgets zu optimieren. Aktuell sind damit aber meist ein besserer Schlaf, ein Gesundheitsbooster oder eine gesteigerte Konzentrationsfähigkeit gemeint. Es geht allgemein darum, die Leistungsfähigkeit und Gesundheit gezielt zu verbessern. Dazu musst du kein erfahrener Biologe sein; mit wenig Aufwand kann das auch der Laie tun. Bekannte Biohacker zeigen, wie es richtig geht.
Dave Asprey – Urvater des Biohackings
Unter den berühmt-berüchtigten Biohackern taucht ein Name ganz besonders häufig auf: Dave Asprey. Um seine eigene Biologie zu hacken, hat er bereits einige Prozeduren hinter sich. Supplemente einnehmen, im Infrarotlicht baden oder sich in einer sogenannten hyperbaren Sauerstoffkammer aufhalten ist bei ihm an der Tagesordnung, um seinen Traum zu erfüllen, 180 Jahre alt zu werden. Er ginge sogar so weit, sich alle sechs Monate seine eigenen Stammzellen injizieren zu lassen.
Dem 1973 geborenen US-Amerikaner wurde das Experimentieren in die Wiege gelegt. Er machte Karriere im Bereich IT und Technik, weshalb er schon zuvor mit Hacking in Berührung kam. Damals war er laut eigenen Angaben zwar ein «fabelhaft erfolgreicher Unternehmer», jedoch befanden sich sein Körper und Geist in einem «traurigen Zustand». Er leidet unter dem Asperger-Syndrom. Aufmerksamkeitsstörungen, Erschöpfung und Zwänge erschwerten seinen Alltag. Aus der Motivation heraus, seine gesundheitliche Situation zu verbessern, entwickelte er 2013 sein eigenes Biohacking-Konzept. «Bulletproof» lautet der Name seines Projektes, was so viel bedeutet wie «kugelsicher» zu sein gegen schädliche Körpereinflüsse. Für ihn bedeutet Biohacking, seinen Körper und dessen Leistungen zu maximieren. Ernährung steht dabei an erster Stelle, um ein Supermensch zu werden. (Das Bulletproof-Kochbuch, Dave Asprey)
Biohacking Kaffee
Wie betreibe ich Biohacking?
Der eine oder andere mag jetzt auf den Geschmack von Biohacking gekommen sein. Doch wie genau funktioniert es?
Schon einmal vorab: Die Spannbreite an Möglichkeiten ist weit. Was mit einem harmlosen Spaziergang anfängt, endet mit dem tatsächlichen Einsetzen von körperfremden Gegenständen wie Mikrochips. Da Biohacking eher ein Lifestyle ist als eine tatsächliche Wissenschaft, sind der Kreativität und dem Ausprobieren keine Grenzen gesetzt. Alles, was dem Körper guttut, ist erlaubt.
Erholsamer Schlaf
Der Alltag beim Biohacking beginnt mit einer ausreichenden Portion Schlaf. Schlafexperten sind sich einig: Sieben bis acht Stunden Schlaf sind ein Muss. Ob dieser zwischendrin unterbrochen wird oder kürzer dauert als üblich, ist weniger relevant als die Anzahl der Tiefschlafphasen. Denn genau diese sorgen für die maximale Erholung des Körpers.
Wer abends nicht so leicht in den Schlaf findet, sollte sein Verhalten kurz vor dem Zubettgehen hinterfragen. Stundenlanges Scrollen am Smartphone oder Fernsehen – Aktivitäten, die mit Lichtstrahlung einhergehen – lassen unseren Körper glauben, es sei noch nicht Nacht. Das kann schnell zu einem Problem werden, da unser Schlafhormon Melatonin erst bei Dunkelheit ausgeschüttet wird. Biohacker schalten also das Licht schon einige Minuten vor dem Schlafengehen aus oder tragen beim Fernsehen eine Blaulichtbrille, die schädliches kurzwelliges Licht abschirmt und verhindert, dass die Melatoninproduktion durch die Strahlung beeinträchtigt wird.
Um die Melatoninherstellung anzuregen, ist es auch immer ratsam, einen Blick auf die Ernährung zu werfen. Der Wirkstoff, der Melatonin herstellt, nennt sich Tryptophan und taucht vorwiegend in proteinreichen Lebensmitteln wie Fleisch, Fisch, Eiern oder Nüssen auf. Auch Vitamine und Magnesium tragen einen wesentlichen Teil zu der Synthese von Tryptophan bei.
Guter Schlaf kann für einige in vielerlei Hinsicht dennoch ein Rätsel sein. Um Licht ins Dunkel zu bringen, können Fitnesstracker nützlich sein. Die kleinen Minicomputer, ob am Handgelenk oder als App auf dem Smartphone, sind ein wichtiger Bestandteil von Biohacking. Durch bestimmte Sensoren werden Geräusche und Bewegungen wahrgenommen und gedeutet. So können sie dir einen vollständigen Analysebericht liefern, wann und wie oft du dich in Tiefschlafphasen befunden hast. Auf Dauer sollen sie dir zu einem längeren und qualitativeren Schlaf verhelfen.
Und was gilt für das Aufwachen am Morgen? Sobald es hell wird, erkennt das Protein Melanopsin, dass der Tag anbricht und lässt unseren Körper sanft aus dem Schlaf holen. Wenn du also die Wahl hast, dich von den Sonnenstrahlen wecken zu lassen, nutze sie! Als Alternative bieten sich auch Lichtwecker an. Eines steht fest: Beim Biohacking ist Schlummern tabu!
Kalte Dusche
Um dem Ziel der Selbstoptimierung immer näherzukommen, wird beim Biohacking kalt
geduscht. Das verspricht eine volle Ladung Energie für den Tag, da die Durchblutung durch die Wechselwirkung der Temperaturen angeregt wird. Wer noch einen Schritt weitergehen möchte, kann das komplette Programm eines Kältetrainings vollziehen, sprich Eisbaden oder Aufenthalt in einer Kältekammer. Dein Immunsystem wird es dir früher oder später danken! In Kombination mit der Bulletproof-Diät rückt dadurch auch deine Traumfigur immer näher. Kältetraining erhöht die Stoffwechselrate, um den Körper warmzuhalten. Damit die Energie zum Wärmen freigesetzt werden kann, wird weisses Fettgewebe verbrannt und dabei sogenanntes «Braunes Fett» aufgebaut.
Social Media Entzug
Obwohl einige Aspekte des Biohackings ohne Technik vermutlich nicht existieren würden, kann sich dein Smartphone kontraproduktiv auf die Selbstoptimierung auswirken. Die meisten unter uns werden es kennen: Einmal die Instagram- oder Facebook-App geöffnet, stecken wir in einer Spirale fest und schon sind wieder 30 wertvolle Minuten verstrichen – meist auch verschwendet. Dass die sozialen Medien Gift für unsere mentale Gesundheit sein können, sollte nichts Neues sein. Die Folgen nehmen immer erschreckendere Ausmasse an. Immer mehr Menschen, vor allem Jugendliche, leiden unter Krankheiten, die auf die sozialen Medien zurückzuführen sind. Depressionen, Angststörungen oder Schlafmangel sind besonders häufige Beschwerden. Auch leiden neun von zehn weiblichen Jugendlichen unter Unwohlsein und Unzufriedenheit in ihrem Körper. Dass das die Selbstoptimierung blockiert, ist offensichtlich. Die Kapazität an Konzentrationsfähigkeit und Produktivität reduziert sich schleichend.
Aus diesem Grund empfehlen wir dir, feste Zeiten in den Alltag einzuplanen, an denen du dich im Internet herumtreiben kannst. Dazu gibt es die Möglichkeit, Zeitbegrenzungen für Apps deiner Wahl einzustellen. Wenn dein tägliches Kontingent an Social Media aufgebraucht ist, wird dir das mitgeteilt und du kannst bestimmte Programme nicht mehr verwenden.
Die Wege, kostenlos und ohne viel Aufwand Biohacking zu betreiben, sind endlos. Gesunde Ernährung, Bewegung oder Meditation – Selbstoptimierung fängt an, sobald du deinem Körper etwas Gutes tust. Hier ein kleiner Überblick:
- Spaziergang
- Meditation
- Handyfreie Zeit
- Gesunde, ausgewogene Ernährung
- Qualitativer Schlaf
- Kalt duschen
- Bulletproof-Coffee
- Tägliches Dehnen
- Sport
- Supplements
- Fitnesstracking
Biohacking-Tools
Fitnesstracker, Blaulichtbrille oder Lichtwecker: Von diesen Gadgets zur Selbstoptimierung hast du bestimmt schon einmal gehört. Aber das ist noch längst nicht alles. Was leidenschaftlichen Biohacker schon lange benutzen, ist «Normalsterblichen» vielleicht noch unbekannt.
Infrarotkabine
Die altbekannte Sauna wird immer häufiger von der Infrarotkabine abgelöst. Auch als Wärmestrahlung bekannt, dringt die Sonnenstrahlung zu uns durch. In einer Infrarotkammer wird der Körper aufgewärmt, was die Durchblutung fördert. Darauffolgend können Zellen besser arbeiten und Krankheitserreger effektiver entfernen. Auch die Stoffwechselaktivität erhöht sich.
Hyperbare Sauerstoffkammer
Kammern und Kabinen scheinen es Biohackern angetan zu haben. Bei der hyperbaren Sauerstofftherapie legst du dich in eine Art Kapsel mit einer Sauerstoffkonzentration von 100 Prozent. Durch die optimale Sauerstoffversorgung, die wir durch die Luft niemals erreichen könnten (21%), besteht die Chance, Krankheiten zu lindern und vorzubeugen.
Was Biohacker in ihren Hobbylaboren zusätzlich noch entwickeln werden, darüber lässt sich nur spekulieren. Doch mit Sicherheit wird der Biohacking-Trend nicht so schnell von der Bildfläche verschwinden.
Mögliche Gefahren durch Biohacking
Wie in den meisten Fällen, gibt es auch beim Biohacking eine Kehrseite. Zuvor wurde bereits angeschnitten, dass es sich bei der Selbstoptimierung eher um einen Lifestyle handelt als um eine tatsächliche empirische Wissenschaft. Die Selbstoptimierer, die wir kennen – darunter auch Dave Asprey –, bezeichnen sich selbst als «DIY-Biohacker». Ausgebildete Biologen sind in der Biohackingbranche eher die Ausnahme. Aus diesem Grund sind viele Ansätze nicht nachweisbar, weshalb auch Dave Asprey vorgeworfen wird, als IT-Experte wenig Ahnung von Ernährung zu haben.
Ebenso erzeugt der Biohackingansatz den Druck, ständig besser werden zu müssen: Hier noch ein Spaziergang, da ein Workout, jeden Tag weniger Kohlenhydrate. Natürlich ist es wichtig, auf seinen Körper zu achten, jedoch sollte man es nicht auf die Spitze treiben. Im schlimmsten Fall endet dieser Druck in einer Zwangs- oder Essstörung.
Nun hast du vielleicht bemerkt, dass du schon längst Biohacking betreibst. Wenn nicht, worauf wartest du noch? Erfolge sind durch die Selbstoptimierung garantiert!
Autor: Mira Müller
Quellen:
- www.ardalpha.de/wissen/gesundheit/gesund-leben/biohacking-gesund-leben-selbstoptimierung-100.html
- www.menshealth.com/health/a25902826/bulletproof-dave-asprey-biohacking/?_x_tr_sl=en&_x_tr_tl=de&_x_tr_hl=de&_x_tr_pto=sc
- www.daveasprey.com/the-complete-illustrated-one-page-bulletproof-diet/»>https://daveasprey.com/the-complete-illustrated-one-page-bulletproof-diet/
- www.ebooks-fachzeitungen-de.ciando.com/img/books/extract/3959711972_lp.pdf»>https://ebooks-fachzeitungen-de.ciando.com/img/books/extract/3959711972_lp.pdf
- www.primal-state.de/bulletproof-coffee/
- www.harpersbazaar.de/beauty/abnehmen-bulletproof-diaet-figur-tipp
- www.books.google.es/books?hl=de&lr=&id=5ktVDwAAQBAJ&oi=fnd&pg=PT5&dq=besserer+schlaf&ots=QoQLwvoLbe&sig=SUSKT5ekMOdCluBnFieT-laoM5o&redir_esc=y#v=onepage&q=besserer%20schlaf&f=false
- www.nomos-elibrary.de/10.5771/0010-3497-2018-4-467.pdf?v=h
- www.uniklinik-duesseldorf.de/patienten-besucher/klinikeninstitutezentren/hyperbare-sauerstofftherapie-hbo
- www.infrarot-guide.de/wirkung-infrarotkabine-schaedlich-oder-gesund #Welche_langfristige_Wirkung_hat_die_Infrarotkabine_auf_die_Gesundheit